Sebastian Schiller

Leiter Fachstelle Kinder- und Jugendbeteiligung

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Kinderreport deutschland 2018

Umfrage zur Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen

Wenn es um mehr Mitbestimmungsrechte für Kinder und Jugendliche in Deutschland geht, sehen Kinder und Jugendliche in fast allen Bereichen einen höheren Bedarf an Mitbestimmung als die Erwachsenen. Das zeigt der Kinderreport Deutschland 2018 des Deutschen Kinderhilfswerkes. Diese Tendenz ist seit Langem zu beobachten, so auch im Kinderreport Deutschland 2015 und im Kinderreport Deutschland 2017.

Betrachtet man die Kinder und Jugendlichen als eine Gruppe und fasst die Antworten "sehr wichtig" und "wichtig" zusammen, messen die Befragten der Mitsprache im schulischen und familiären Umfeld den größten Stellenwert bei. Mit jeweils 96 Prozent und damit fast identisch wie bereits in den Kinderreporten 2016 und 2017 plädieren die Kinder und Jugendlichen dafür, in der Schule und in der Familie mehr mitbestimmen zu können.

Mit deutlichem Abstand folgen die Bereiche der Sport-, Kultur- und Freizeitvereine (86 Prozent) und auch der Wunsch nach mehr Mitbestimmungsrechten in Deutschland insgesamt (79 Prozent). Schlusslicht ist wie in den Vorjahren die Forderung nach mehr Mitbestimmung in Kitas mit lediglich 42 Prozent. Der Wunsch der Jugendlichen nach übergreifender Beteiligung, zum Beispiel auf Bundes- oder kommunaler Ebene, fällt insgesamt geringer aus als in ihrem unmittelbar konkreten Lebensumfeld.

Die Sicht der Erwachsenen

Die befragten Erwachsenen favorisieren dagegen laut aktuellem Kinderreport mehr Mitbestimmungsrechte für Kinder und Jugendliche in Sport-, Kultur- und Freizeitvereinen (83 Prozent), in der Familie (81 Prozent) und in der Schule (79 Prozent). Deutlich dahinter folgen mehr Beteiligungsmöglichkeiten in Deutschland insgesamt (70 Prozent). Schlusslicht ist wie bei den Kindern und Jugendlichen die Forderung nach mehr Mitbestimmungsrechten in Kitas (44 Prozent).Die größten Unterschiede zwischen Kindern und Jugendlichen und Erwachsenen werden also bei mehr Mitbestimmungsrechten in der Schule (50 zu 28 Prozent) und in der Familie (46 zu 28 Prozent) deutlich. Auch bei mehr Mitbestimmung in Deutschland insgesamt ist der Unterschied mit 10 Prozentpunkten sehr groß.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Unterstützung der Erwachsenen bei der Frage der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen erfreulicherweise stark gestiegen. In den Augen der Erwachsenen wird einer Erweiterung der Mitbestimmung vor allem in der Schule, in Kitas, in der Kommune und in Deutschland insgesamt eine deutlich höhere Bedeutung beigemessen als noch vor einem Jahr.

Schlüsselt man die Frage nach mehr Mitbestimmung für Kinder und Jugendliche entlang der Parteianhängerschaft auf, sind eindeutige Trends schwer ablesbar. Generell stellt der Kinderreport Deutschland 2018 aber fest, dass die Anhängerinnen und Anhänger der Linken, der Union, der Grünen und der SPD mehr Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche wesentlich aufgeschlossener sind als die der AfD und der FDP.

Politische Schlussfolgerungen

Beteiligungsrechte sind eng mit dem Kindeswohl verbunden, da sie der Feststellung der kindlichen Interessen dienen. Nur wenn die Meinung von Kindern einbezogen wird, kann ihr Lebensumfeld in einer Weise gestaltet werden, die ihrem Wohl und nicht vorrangig den Vorstellungen der Erwachsenen davon entspricht. Gerade Mitbestimmung hat zudem für die Entwicklung demokratischer Kompetenzen eine entscheidende Bedeutung: Denn wer früh beteiligt wird, beteiligt sich auch später an gesellschaftlichen und demokratischen Prozessen. Dafür müssen wir Kindern und Jugendlichen jedoch Räume für echte Partizipation eröffnen.

Dementsprechend sollte Partizipation zuerst in der Familie erfahrbar und erlebbar gemacht werden, indem Kinder von ihren Eltern in Entscheidungen einbezogen werden, Aushandlungsprozesse kennenlernen und die Erfahrung machen, dass ihre Meinung berücksichtigt wird.

Das Schulsystem in Deutschland ist vielerorts auch durch autoritäre Strukturen geprägt. Auch wenn sich vieles gewandelt hat, weist die starke Zustimmung der Kinder und Jugendlichen für eine stärkere Mitbestimmung in der Schule darauf hin, dass es hier noch viel Luft nach oben gibt. Dabei geht es nicht nur um Mitbestimmung in bestimmten Bereichen, sondern vielmehr um eine demokratische Schulkultur als Ganzes, die Mitbestimmung der Kinder und Jugendlichen etwa bei der Wahl der Unterrichtsinhalte, der Unterrichtsmethoden und der Bewertung forciert.

Zudem gilt es, der Forderung von Kindern nach mehr Mitbestimmungsrechten in ihrem Lebensumfeld nachzukommen und dafür insbesondere Beteiligungsmöglichkeiten in den Landes- und Kommunalverfassungen verbindlich zu verankern.

Der Kinderreport Deutschland 2018 zum Download

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