Projekt des Monats 

Hier können Kinder meckern! 

Seit ein paar Monaten gibt es auf dem Abenteuerspielplatz Panama in Dresden das „Meckermäulchen“: einen Briefkasten, in den Kinder ihre Beschwerden, Wünsche und Ideen einwerfen können. Wie das funktioniert und was das Meckermäulchen schon bewirkt hat, haben uns die Kinder und Betreuerinnen erzählt. Unser Projekt des Monats.  

Die 10-jährige Lotta besucht gern den Abenteuerspielplatz Panama der Treberhilfe in Dresden, den alle dort nur „das Panama“ nennen. Auf dem großes Gelände gibt es Ställe mit verschiedenen Tieren, einem Platz, auf dem die Kinder Buden bauen können und Räume, in denen sie ihre Freunde treffen können.

„Manchmal machen wir mit den Pferden einen Ausflug an die Elbe oder veranstalten Ziegenzirkus“, erzählt Lotta. Ihr gefallen die Angebote des Panamas. Es gibt aber auch Dinge, die sie stören oder die sie den Mitarbeiterinnen gern mitteilen würde. „Als Erwachsene haben wir immer die Macht“, sagt Leiterin Jana Erler. "Kinder müssen aber auch Kritik üben können“. Dafür entwickelte das Team des Panamas gemeinsam mit den Kindern einen Beschwerdebriefkasten: das Meckermäulchen.

So funktioniert das Meckermäulchen 

Das Meckermäulchen steht im Hauptraum des Panama. Ein grauer Briefkasten, der ein bisschen wie eine Parkuhr aussieht. Auf einem gelben Schild steht: „Euer Gemecker darf hier rein“. Dort können die Kinder ihre Beschwerden einwerfen. Dafür haben sie gemeinsam ein Formular entwickelt, auf dem es auch Bilder gibt für Kinder, die noch nicht so gut lesen können.

"Ich finde es gut, dass man Sachen, die einen stören, aufschreiben kann, wenn man sich nicht traut, auf die Mitarbeiter zuzugehen", sagt Lotta. Die Formulare können sie anonym einwerfen. Die Kinder schreiben aber nicht nur ihre Beschwerden auf das Formular, sondern auch Vorschläge für Aktionen. „Wir können zum Beispiel sagen, was wir uns in den Ferien wünschen und selbst Ideen einbringen, was wir machen wollen“, erzählt die 11-jährige Sinja.

Vertrauenspersonen von außen

Einmal in der Woche, immer dienstags, kommen zwei Mitarbeiterinnen des Kinder- und Jugendbüros Dresden ins Panama. Sie leeren den Briefkasten und geben die Beschwerden und Ideen an die Mitarbeiterinnen des Panamas weiter. "Die Kinder äußern ihre Kritik ungern direkt bei den Betreuerinen, deshalb ist es wichtig, dass sie sich an eine außenstehende Person wenden können", erklärt Jana Erler. Die Mitarbeiterinnen des Kinder- und Jugendbüros nehmen auch an den Aktionen teil. Die Kinder können dann mit ihnen sprechen, falls sie ihre Beschwerde nicht aufschreiben wollen. „Ich finde es gut, dass extra Leute vorbeikommen, die sich mit dem, was wir uns wünschen, beschäftigen“, sagt Lotta.

Beschwerden sichtbar machen

Sobald die Mitarbeiterinnen des Panamas eine Beschwerde erreicht, versuchen sie, den Kindern möglichst schnell eine Antwort zu geben. Die wird dann für alle gut sichtbar auf einem Zettel an einem kleinen Baum im Panama aufgehängt.

Jeden Freitag gibt es außerdem eine Beteiligungsrunde, in der sie gemeinsam über die Beschwerden sprechen. „Ich finde es interessant, was andere Kinder anmerken oder was für Bedenken sie haben“, sagt Lotta. „Wir versuchen dann, Kompromisse zu schließen.“ Die Ergebnisse aus den Beteiligungsrunden stehen in einem kleinen Büchlein, das ebenfalls an dem Baum befestigt ist und das sich alle Kinder durchlesen können.

Das bewirkt das Projekt 

„Dadurch, dass die Kinder erleben, dass Dinge umgesetzt werden, die sie angesprochen haben, erfahren sie eine hohe Selbstwirksamkeit“, sagt Fanny Klemm vom Kinder und Jugendbüro Dresden. Ein Beispiel ist ihrer Kollegin Manuela Gloger und ihr besonders in Erinnerung geblieben: Ein Kind schrieb auf dem Beschwerdeformular, dass es sehr traurig darüber sei, dass der Panama Zirkus nicht mehr stattfindet. „Da ist uns erst aufgefallen, dass die Kinder ja gar nicht wissen, dass das Team vom Panama längst wieder dran ist, aber dass da eben Gelder dahinter stecken und Anträge bewilligt werden müssen“, sagt Gloger.

Die Mitarbeiterinnen des Panamas nahmen sich die Beschwerde des Kindes zu Herzen. Seitdem machen sie die Prozesse, die hinter den Angeboten stehen, sichtbarer für die Kinder. Und mittlerweile gibt es den Zirkus auch wieder. „Das Kind, das das gefragt hatte, war total glücklich.“

"Der Abenteuerspielplatz Panama und das Kinder- und Jugendbüro Dresden greifen einen besonderen Aspekt der gesetzlichen Kinder- und Jugendhilfe auf: das Recht der jungen Menschen auf Lob, Kritik und Beschwerde gegenüber den Institutionen und Personen, die für ihr Wohlergehen und ihre Teilhabe Sorge tragen. Durch kindgerechte Methoden lernen die Kinder, wie sie Lob und Kritik kommunizieren können. Das gibt ihnen Selbstbewusstsein und das Gefühl von Selbstwirksamkeit. Besonders beeindruckend ist, dass die Kinder selbst daran mitwirken, geeignete kindgerechte Beschwerdeinstrumente zu entwickeln."

- aus der Jurybegründung 

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