Rena (12) schiebt einen Servierwagen mit 20 Tellern in den Raum. Auf den Tellern liegen ein gebackener Camembert, eine eingeschnittene Ofenkartoffel und Preiselbeeren – oder wie Rena und ihre Teampartnerin Freja (11) das Gericht nennen: „Kakerlaken im käsigen Kellerraum“. Ihr Team „Die giftigen Gaumenfreunde“ ist heute als erstes dran beim Kochduell. Die beiden besuchen den Jugendclub Jampoint und machen beim Projekt „An die Töpfe, fertig…los“ mit. Dabei treten Jugendliche aus fünf Schweriner Jugendeinrichtungen in einem Kochduell gegeneinander an. Das Deutsche Kinderhilfswerk fördert das Projekt über seinen Sonderfonds für Gesunde Ernährung.
Jede Woche lädt ein Team die anderen Jugendlichen zu sich in die Einrichtung ein. Dort präsentieren die Jugendlichen ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern dann ein Menü, das aus drei Komponenten bestehen muss. „Bei uns gibt es einen Salat zur Vorspeise, das Hauptgericht und eine Nachspeise“, erzählt Rena. Für den Nachtisch haben sie sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. In einem Glas haben sie „Monsterbacken“ angerichtet: eine Kiwi-Mascarpone-Creme. Verzierte Marshmallows dienen als Monsteraugen.
"Ganz schön herausfordernd, alles zu organisieren"
Das Menü haben sich Rena und Freja selbst überlegt. Vorher fragten sie bei den anderen Teilnehmenden nach, ob es Unverträglichkeiten gibt, die sie beachten müssen oder ob jemand zum Beispiel aus religiösen Gründen etwas nicht isst. Außerdem organisierten sie Geschirr und bastelten Deko: bunte Schlangen mit Kochmützen, um bei ihrem Menü für ein stimmiges Gesamtpaket zu sorgen. „Das ist schon ganz schön herausfordernd, alles zu organisieren“, sagt Rena. „Und dann musst du dich beim Kochen gut konzentrieren: Was machst du zuerst, dass alles fertig wird?“ „Wir haben uns so aufgeteilt, dass diejenigen, die gern schneiden, das Vorbereiten übernehmen und diejenigen, die lieber Kochen zum Beispiel den Käse panieren“, sagt Freja.
Spannung bis zur finalen Punktevergabe
Damit alle Teilnehmenden satt werden, müssen die Jugendlichen 20 Portionen zubereiten – so viele Kinder und Jugendliche zwischen elf und 21 Jahren sind beim Kochduell dabei. Das Projekt ist über die gesamte Stadt verteilt. Vorher waren die Jugendlichen aus den verschiedenen Jugendeinrichtungen untereinander kaum vernetzt. „Ich wollte auch mitmachen, um neue Freundschaften zu schließen“, sagt John-Luca, 13 Jahre. Er besucht den Westclub und ist heute zu Gast im Jampoint. Seine Aufgabe ist es, Freja und Renas Team zu bewerten. „Ich glaube, ich bin ein ziemlich strenger Kritiker“, sagt er und lacht.
Diese Bewertungskriterien haben sich alle Projektteilnehmenden gemeinsam überlegt:
- Schmeckt es?
- Ist es ansprechend präsentiert?
- Ist die Atmosphäre gut?
- Ist es gesund?
Außerdem kann jedes Team bis zu drei Extrapunkte für besondere Leistungen vergeben. Das Menü der Gaumenfreunde hat allen geschmeckt. Doch wie viele Punkte sie erzielt haben, erfahren sie aber erst beim Abschlussevent mit Siegerehrung. Dabei soll die Leistung der Jugendlichen noch einmal speziell vor Gästen gewürdigt werden.
"Gesunde Ernährung wird zu Hause nicht immer vorgelebt"
Ziel des Projekts sei, den Jugendlichen zu zeigen, dass man einfache Gerichte gesund und lecker selbst kochen und dabei viel Spaß haben kann, sagt Ivonne Vonsien vom Verein zur Förderung zeitgemäßer Jugend- und Sozialarbeit (VFJS) e.V. „Bei vielen Jugendlichen spielt Fast Food eine große Rolle, gesunde Ernährung wird zu Hause nicht immer vorgelebt.“ Deshalb sollen die Jugendlichen im Projekt mitdenken, wie sie möglichst gesund kochen können. „In unserem Team achten wir darauf, dass man die Gerichte dann gut zu Hause nachkochen kann“, erzählt John-Luca.
Sein Team vom Westclub ist als nächstes beim Kochduell dran. Ein bisschen aufgeregt ist er schon: „Ich hab Angst, dass etwas schiefgeht. Beim Probekochen sind uns nämlich ein paar Sachen angebrannt“, sagt er und lacht.
Damit Kinder gesund aufwachsen und sich gut entwickeln können, ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung wichtig. Deshalb sollten Kinder schon sehr früh lernen, was gesund ist, zum Beispiel durch gemeinsames Kochen. Das Projekt ‚An die Töpfe, fertig … los!‘ möchte junge Menschen für das Kochen begeistern. Zugleich werden die Teilnehmenden aktiv in die Planung, Umsetzung und Gestaltung der Kochduelle eingebunden. Dadurch kann das Projekt nachhaltig wirken.
- aus der Jurybegründung