Verbände begrüßen Angela Merkels Unterstützung für ein Tabakwerbeverbot und fordern Aufhebung des Fraktionszwangs bei morgiger Abstimmung

In einer Regierungsbefragung am 26. Juni äußerte sich Kanzlerin Angela Merkel positiv zum Tabakwerbeverbot: „Wenn es nach mir geht, sollten wir die Werbung für Tabakprodukte verbieten“. Die Bundeskanzlerin stellt eine Einigung aber erst bis Ende des Jahres in Aussicht.

Das Deutsche Kinderhilfswerk, das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Verbraucherorganisation SumOfUs begrüßen die Positionierung der Bundeskanzlerin und fordern Angela Merkel auf, den Fraktionszwang bei der morgigen Abstimmung über den Gesetzesvorschlag der Grünen zum Tabakwerbeverbot aufzuheben.

Anne Isakowitsch, Kampagnenleiterin bei SumOfUs, begrüßt die klare Positionierung der Bundeskanzlerin: “Jahrelang haben sich CDU/CSU zum verlängerten Arm der Tabaklobby gemacht. Ich hoffe, dass Angela Merkel ihren Worten nun auch Taten folgen lässt. Morgen steht im Bundestag ein Gesetzesvorschlag der Grünen zum Tabakwerbeverbot zur Abstimmung. Wenn die Kanzlerin ihre Worte ernst meint, sollte sie für morgen den Fraktionszwang aufheben und die Abstimmung zur Gewissensentscheidung erklären, statt bis Ende des Jahres zu warten.”

SumOfUs fordert gemeinsam mit anderen Verbraucherschutz-, Gesundheits- und Kinderrechtsorganisationen seit Jahren ein umfassendes Verbot von Tabakwerbung. Ende Januar hatte ein breites Bündnis von NGOs eine Petition  an Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, übergeben. Darin fordern über 51.000 Menschen ein Verbot der  Tabakaußenwerbung. Zeitgleich veröffentlichte das Bündnis ein Policy Briefing mit Fakten zum Werbeverbot . Anne Isakowitsch von SumOfUs sagt: „Der Schutz der Kinder und Jugendlichen muss vor den Profitinteressen der Tabakindustrie gehen. Das Verbot von Tabakaußenwerbung darf nicht länger aufgeschoben werden.“

Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, betont: “Die UN-Kinderrechtskonvention muss endlich auch im Bereich Tabakaußenwerbung durchgesetzt werden. Wir können nicht bis Ende des Jahres warten. Aus dieser Konvention ergibt sich die staatliche Verpflichtung, die Tabakindustrie so weit zu regulieren, dass das Kindeswohl und das Recht von Kindern auf gesundes Aufwachsen nicht gefährdet wird. Tabakwerbung und Werbung für E-Zigaretten sind für Jugendliche, aber auch bereits für Kinder ansprechend. Deshalb ist ein umfassendes Verbot unumgänglich, um sie vor unangemessenen Kauf- und Konsumanreizen zu schützen.”

Rauchen macht krank. Nach wie vor sterben jährlich rund 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) erklärt: „Ein umfassendes Tabakwerbeverbot fördert das Nichtrauchen und trägt zu einem Rückgang des Raucheranteils in der Bevölkerung bei – und damit auch zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung. Ein Verbot der Tabakaußenwerbung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Das sieht auch die deutsche Bevölkerung so: Eine Umfrage des DKFZ vom Dezember 2018 zeigt, dass die Zustimmung zu einem Verbot der Tabakaußenwerbung in Deutschland mit 74 Prozent sehr hoch ist – auch unter Rauchern.”

Kinder und Jugendliche sind besonders empfänglich für Tabakwerbung. Zahlreiche Studien belegen: Dreimal so viele von ihnen haben in den letzten 30 Tagen geraucht, wenn sie regelmäßig Werbung für Tabakprodukte gesehen haben. Isakowitsch: „Die Große Koalition muss deshalb endlich handeln und ihr Versprechen einlösen, etwas für den Schutz der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu tun. Wir fordern, dass sie den Fraktionszwang am Donnerstag aufhebt und dem Gesetzesvorschlag von Bündnis 90/ Die Grünen zu einem Tabakwerbeverbot zustimmt - oder unverzüglich einen eigenen Gesetzesvorschlag für ein umfassendes Tabakwerbeverbot vorlegt.“

Weitere Informationen und Rückfragen:
Uwe Kamp, Pressesprecher
Telefon: 030-308693-11
Mobil: 0160-6373155
Fax: 030-308693-93
Mail: presse@dkhw.de
Internet: www.dkhw.de und www.facebook.com/dkhw.de
Twitter: @DKHW_de

Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit mehr als 45 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.

Diese Nachrichten könnten Sie noch interessieren

Jugendliche arbeiten bei einer Veranstaltung mit Karteikarten, die sie auf dem Boden verteilen und sich anschauen..
Demokratiebildung

Neue Förderung: Sonderfonds U18 für Kinder- und Jugendprojekte rund um die Bundestagswahl

Ab sofort können gemeinnützige Träger der Kinder- und Jugendhilfe sowie Kommunen Anträge beim Förderfonds „U18 – Kinder- und Jugendbeteiligung zur Bundestagswahl 2025“ des Deutschen Kinderhilfswerkes stellen. Aber auch für Kinder und Jugendliche selbst besteht die Möglichkeit, über einen Jugendfonds eine Förderung für ein Projekt zu erhalten. Der Sonderfonds U18 ist mit insgesamt 100.000 Euro…

Verbände-Appell: „Kindergesundheit stärkt alle” – Künftige Bundesregierung muss gesunde Ernährung von Kindern fördern

Im Vorfeld der Bundestagswahl fordern Wissenschafts-, Ärzte- und Verbraucherverbände sowie Kinderrechtsorganisationen einen besseren Schutz der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Etwa jede*r siebte Minderjährige in Deutschland sei von Übergewicht oder Adipositas betroffen, Kinder aus ärmeren Familien in besonderem Maße. Die künftige Bundesregierung müsse deshalb eine gesunde Ernährung aller…

Grafik zur U18 Wahl
Beteiligung

U18-Bundestagswahl vom 07. bis 14. Februar 2025

Vom 07. bis zum 14. Februar öffnen deutschlandweit die von jungen Menschen selbstorganisierten Wahllokale der U18-Bundestagswahl. Damit rücken die Fragen und Interessen der jungen Generation verstärkt in den Fokus, ihre Stimmen werden so im Wahlkampf besser gehört. Zugleich ermöglicht die U18-Bundestagswahl politische Jugendbildung und fördert das Verständnis für demokratische…