Kinder und Jugendliche in Deutschland werden in ihren Spielmöglichkeiten sehr stark eingeschränkt. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Online-Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes zum Weltspieltag, an der sich rund 2.000 Kinder und Jugendliche beteiligt haben. Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, gibt sie doch ein gutes Stimmungsbild, wie Kinder und Jugendliche derzeit ihre Spiel- und Entfaltungsmöglichkeiten sehen.
Rund 75 Prozent der Kinder und Jugendlichen gaben an, dass es Orte gibt, an denen sie nicht spielen dürfen, weil die Eltern verbieten, dort alleine hinzugehen. Gleichzeitig stufen rund zwei Drittel (67 %) die nähere Umgebung der Wohnung als zumindest etwas gefährlich ein. Gründe hierfür sind beispielsweise große Straßen, zu wenige Ampeln oder Zebrastreifen, aber auch Menschen, vor denen Kinder Angst haben. Davon abschrecken lassen sich die Kinder und Jugendlichen aber nicht. Immerhin 65 Prozent gaben an, dass sie sich in der Nähe der Wohnung trotzdem sicher fühlen.
Die Erreichbarkeit von Spielplätzen ist für Kinder gut. Knapp die Hälfte der Befragten (48 %) müssen höchstens 5 Minuten laufen, um einen Spielplatz zu erreichen. Und immerhin weitere 35 Prozent sind zwischen 5 und 15 Minuten unterwegs. Gleichzeitig gaben aber rund 8 Prozent der Kinder an, dass sie zu einem Spielplatz länger als 15 Minuten gehen müssen. Und für immerhin 9 Prozent ist ein Spielplatz selbstständig nicht zu erreichen: Sie müssen mit dem Auto gebracht werden.
Um die Sauberkeit auf Spielplätzen ist es nicht so gut bestellt. Zwar gaben etwas mehr als Hälfte der Kinder an (53 %), der Spielplatz, der ihrer Wohnung am nächsten liegt, sei sauber oder eher sauber, aber 47 Prozent der Kinder stufen ihren Spielplatz als eher dreckig oder dreckig ein. Der Zustand der Spielgeräte lässt vielerorts zu wünschen übrig: 22 Prozent der Kinder erklärten, dass Spielgeräte, die sie eigentlich benutzen wollten, häufiger oder ständig kaputt sind.
Die Umgebung ihrer Wohnung ist für viele Kinder wenig anregend. Rund ein Viertel (24 %) empfinden diese als langweilig oder gaben an, gar nichts machen zu können. Für 39 Prozent der Kinder gibt es aus ihrer Sicht immerhin ein paar interessante Orte. Und für ein gutes Drittel der Kinder (37 %) gibt es in der Wohnungsumgebung viele tolle Sachen zu entdecken.
„Die Aussagen der Kinder und Jugendlichen decken sich an vielen Stellen mit unserer Kinderstudie, die wir vor zwei Wochen vorgestellt haben. Demnach wirken sich eine kinderfreundliche Stadtplanung und die Möglichkeiten zum selbstbestimmten Spielen maßgeblich auf die Lebensqualität und Entwicklungschancen von Kindern aus. Ein zentrales Ergebnis dieser Studie ist zudem, dass es in Gebieten mit schlechter Wohnumfeldqualität bei vielen Kindern zu einer sozialen Entwicklungsverzögerung kommt. Es ist also an der Zeit, Spielräume von Kindern stärker in den Blick zu nehmen und durch eine auf Kinder bezogene Stadtentwicklungspolitik eine kinderfreundlichere Gesellschaft zu schaffen“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Das Interesse der Kinder und Jugendlichen an der im April gestarteten Online-Umfrage war sehr hoch. Teilnehmen konnten alle Kinder unter 18 Jahren, die weitaus größte Gruppe ist die der 6- bis 12-Jährigen. Die Teilnehmenden kamen aus ganz Deutschland – die meisten aus den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen.
Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert anlässlich des heutigen Weltspieltages, Kindern wieder mehr Raum und Zeit zum Kinderspiel einzuräumen. Dazu benötigen Kinder einen überall zugänglichen, sicheren und möglichst anregenden und gestaltbaren Raum. Das entspräche dem Recht auf Spiel und aktive Erholung, das Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention allen Kindern und Jugendlichen in Deutschland garantiert.
Der Weltspieltag steht in Deutschland und bei Partnern in Österreich und der Schweiz in diesem Jahr unter dem Motto „DEIN Recht auf Spiel!“. Mit dem Weltspieltag will das Deutsche Kinderhilfswerk gemeinsam mit seinen rund 200 Partnern im „Bündnis Recht auf Spiel“ darauf aufmerksam machen, dass Kinder in Deutschland zunehmend weniger Möglichkeiten zum freien und selbstbestimmten Spielen haben. Rund um den Weltspieltag finden mehr als 300 Aktionen statt, die vor Ort von öffentlichen Einrichtungen, Vereinen und Nachbarschaftsinitiativen durchgeführt werden. Die Schirmherrschaft über den Weltspieltag 2014 hat die Kinderkommission des Deutschen Bundestages übernommen, Botschafter ist der Fernsehmoderator und Autor Ralph Caspers.
Der Weltspieltag 2014 wird deutschlandweit zum siebten Mal ausgerichtet. Zum Weltspieltag sind Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen aufgerufen, in ihrer Stadt oder Gemeinde eine witzige, beispielgebende und öffentlichkeitswirksame Spielaktion durchzuführen. Der Weltspieltag kann auch dazu genutzt werden, sich an diesem Tag über verschiedene Aktionen kritisch mit der Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland, insbesondere Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention, auseinanderzusetzen. Die Partner der Aktionen sind vor Ort für die Durchführung ihrer Veranstaltung selbst verantwortlich. Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt umfangreiche Aktionsmaterialien zum Weltspieltag zur Verfügung. Eine Übersicht über verschiedene Aktionen zum Weltspieltag findet sich unter www.weltspieltag.de.
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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.