Schülerinnen und Schüler in Hünfelden fordern mehr Mitsprache bei der Debatte um den Ganztag

Auf einer Podiumsdiskussion in der Europaschule Hünfelden haben heute Schülerinnen und Schüler nachdrücklich gefordert, dass ihre Interessen bei der Ausgestaltung des Ganztagsangebots in den Mittelpunkt rücken müssen. Dabei dürfe es nicht darum gehen, den Unterricht einfach in den Nachmittag hineinzuverlängern, sondern es gelte ein Angebot zu schaffen, das auch Raum für außerschulische Aktivitäten und selbstorganisiertes Lernen lasse.

Konkret wünschten sich die Schülerinnen und Schüler, dass für das schulische Lernen das Internet in seinen Potenzialen stärker genutzt werde. Dafür müsse in den Schulen ein technischer Standard gesichert sein, der es ermögliche, Onlineangebote für Kinder auch unterrichtsnah zu nutzen. Wichtiges Thema sei zudem die Möglichkeit der geringfügigen Erwerbsarbeit im Rahmen der Bestimmungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes. Diese könne ein wichtiger Baustein in der Sozialisation sein und Möglichkeiten eröffnen, neue Erfahrungen zu sammeln und den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern. Arbeit könne so mehr sein als einen Gelderwerb, die Kinder könnten dadurch Anerkennung finden und sehen, dass sie etwas leisten können. Außerdem betonten die Schülerinnen und Schüler, wie wichtig es beispielsweise für sie sei, sich mit den Themen Natur und Umwelt zu beschäftigen. Solche Aktivitäten dürften im Ganztag nicht untergehen.

Die Schulleiterin der Europaschule Hünfelden, Judith Lehnert, sagte: "Die Wünsche und Ideen der Kinder und deren Sicht auf die zu gestaltende Ganztagssituation zu berücksichtigen, helfen uns, das Angebot und die Gegebenheiten schrittweise an die Bedürfnisse der Kinder anzupassen. Oftmals sind es für uns Erwachsene und Lehrkräfte kleine Details und Situationen, die uns noch nicht einmal auffallen, aber für die Schülerinnen und Schüler von großer Bedeutung sind. Wichtig dabei ist auch, unterschiedliche Altersstufen und Schulzweige mit einzubeziehen. Schließlich soll der Ganztag auf gar keinen Fall eine bloße Aufbewahrung sein, sondern ein sächlich und personell qualitativ hochwertiges sowie attraktives Bildungsangebot, damit der Anspruch der Chancengleichheit und der individuellen Förderung umgesetzt werden kann und mit dem unsere Schülerschaft in ihrer Vielfältigkeit ein passgenaues Angebot erhält. Denn schließlich sind sie es, die den ganzen Tag in der Schule verbringen wollen oder auch sollen."

"Im Rahmen des zu schaffenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter wird bislang vor allem die quantitative Dimension des Ausbaus diskutiert, qualitative Aspekte der ganztägigen Bildung, Erziehung und Betreuung von Grundschulkindern stehen nicht im Mittelpunkt. Dies ist aus kinderrechtlicher Sicht ein fataler Fehler. Es ist zwingend erforderlich, die Thematik auch aus der Perspektive der Kinder zu betrachten, zu bewerten und entlang dieser weiterzuentwickeln", betonte Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Das Ganztagsförderungsgesetz war im September 2021 beschlossen worden. Ab August 2026 sollen zunächst alle Grundschulkinder der ersten Klassenstufe einen Anspruch erhalten, ganztägig gefördert zu werden. Der Anspruch wird in den Folgejahren um je eine Klassenstufe ausgeweitet. Damit hat ab August 2029 jedes Grundschulkind der Klassenstufen eins bis vier einen Anspruch auf ganztägige Betreuung. Mit dem Landesprogramm "Pakt für den Ganztag" übernehmen das Land Hessen und Schulträger gemeinsam Verantwortung für ein integriertes Bildungs- und Betreuungsangebot. Das Ziel der Vereinbarung ist, noch stärker zu mehr Bildungsgerechtigkeit und einer besseren individuellen Förderung für die Schülerinnen und Schüler sowie zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Eltern beizutragen.

Die Podiumsdiskussion fand im Nachgang eines großen Kindergipfels statt, den das Deutsche Kinderhilfswerk Anfang April in Berlin mit Kindern aus ganz Deutschland veranstaltet hatte. Mit dabei waren auch Schülerinnen und Schüler der Europaschule Hünfelden in Hessen, die auf der Veranstaltung ihren Wunsch nach mehr Mitbestimmung bei der Schulentwicklung und der Ganztagsschuldebatte zum Ausdruck brachten. Der Kindergipfel endete mit der Vereinbarung eine öffentliche Diskussionsveranstaltung zu veranstalten, bei der die Schülerinnen und Schüler ihre Anliegen mit Erwachsenen diskutieren, die für das Thema verantwortlich sind.

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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit mehr als 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.

 

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