Kinderreport Deutschland 2010: UN-Kinderrechtskonvention mit Leben füllen! – Präsident Thomas Krüger: Mehr Investitionen in Bildung

Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt heute in Berlin den „Kinderreport Deutschland 2010“ vor. Mit dem neuen Kinderreport zieht das Deutsche Kinderhilfswerk eine Bilanz zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Den inhaltlichen Schwerpunkt stellt das Thema Bildung dar, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Schule und die Familie gesetzt wird.

Dazu erklärt Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, heute in Berlin: „Aufgrund des in Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention festgelegten Rechtes auf Bildung muss das Schulsystem in Deutschland alle Kinder und Jugendliche entsprechend ihren Fähigkeiten fördern. Dazu ist ein nach oben durchlässiges Schulsystem notwendig, das ein längeres gemeinsames Lernen und individuelle Förderprogramme für benachteiligte Schülerinnen und Schüler ermöglicht. Zudem müssen die Bildungsausgaben endlich deutlich erhöht werden und der Aufbau und Ausbau von Ganztagsschulen dabei absolute Priorität in Deutschland haben.“

Gerade der Bildungsweg von Kindern und Jugendlichen beeinflusst nachhaltig die weiteren persönlichen und ökonomischen Entwicklungschancen. Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert daher verstärkte Bemühungen hin zu einem gerechteren Bildungssystem in den Bundesländern. Dies impliziert Maßnahmen, die Kindern die Möglichkeit bieten, länger gemeinsam zu lernen und gleichzeitig durch Bildungseinrichtungen entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen gefördert zu werden. In diesem Sinn sind nicht nur der Ausbau von Ganztags- und Gemeinschaftsschulen, sondern auch die Erweitung der Lehrmittelfreiheit und Mitbestimmungsrechte der Schülerinnen und Schüler anzustreben.

Ein besonderes Augenmerk muss die Bildungspolitik auf Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund legen. Hier fordert das Deutsche Kinderhilfswerk die gezielte Unterstützung durch Fördermaßnahmen, die um interkulturelle Inhalte ergänzt werden sowie eine gezielte Sprachförderung und die Beteiligung  dieser Kinder in besonderer Weise berücksichtigen.

„Das Deutsche Kinderhilfswerk muss insgesamt feststellen, dass von einer besonderen Förderung benachteiligter Kinder in der Schule keine Rede sein kann. Die Schule ist also im Sinne der Kinderrechte gefordert, einen Beitrag zu leisten, die Kinderrechte bekannt zu machen und sie auch umzusetzen. Dies gilt es in den nächsten Jahren zu verwirklichen
 – im Interesse aller Kinder und im Interesse der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft!“ betont Krüger.

Die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Nadia Kutscher, eine der Autorinnen des Kinderreports, fordert: „Kinder, die in sozial benachteiligte Familien geboren werden, erfahren früh, dass sie wenig Chancen auf Bildungserfolg haben. Empirische Studien zeigen, dass viele Eltern im Rahmen ihrer finanziellen und sozialen Lebensbedingungen kaum in der Lage sind, ihren Kindern erfolgreiche Bildungsteilhabe zu ermöglichen. Bildungsrelevante Freizeitgestaltung oder auch das Fördern von Fähigkeiten, die in der Schule erwartet werden ist für viele Familien nicht leistbar, zum Beispiel unter den finanziellen Bedingungen von Arbeitslosengeld II oder durch mangelnde eigene Bildungserfahrungen. Es darf aber nicht sein, dass Eltern nur immer mehr unter Druck geraten und mit der Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder weitestgehend  alleingelassen werden. Daher ist materielle, strukturelle und personelle Unterstützung und Entlastung von Familien dringend notwendig. Wir brauchen gemeinsame Anstrengungen aller Akteure, auch und gerade im außerschulischen Bereich, um eine Bildungsförderung für Kinder zu ermöglichen, die herkunftsbedingte Ungleichheiten aufgreift und ausgleicht.“

"Als eines der führenden Medienhäuser für Kinder und Familien im deutschsprachigen Raum mit den Säulen Buch, Online und Zeitschriften (Familie&Co, spielen und lernen u.v.a.) hat die Family Media den Auftrag, sich für das Wohl der Familien und damit auch für die fundamentalen Rechte der Kinder einzusetzen. Gerade Bildung, aber auch Erziehung und Chancengerechtigkeit sind wichtige Themenschwerpunkte in unserem Portfolio – Family Media ist der Verlag, der sich für Familien engagiert", betont Dirk Müller, Chefredakteur von Familie&Co und Baby&Co, im Namen seines Verlages. Von daher sei es naheliegend, und im Sinne aller gemeinsamer Anstrengungen nur konsequent, dass der Kinderreport bei der Family Media erscheint.

Auch in anderen Bereichen der UN-Kinderrechtskonvention zeigt der „Kinderreport Deutschland 2010“ auf, wo es dringenden Handlungsbedarf bei der Umsetzung der Konvention in Deutschland gibt: Die Kinderarmut hat sich bei rund drei Millionen betroffenen Kindern eingependelt, der seit April 2009 fällige dritte und vierte Staatenbericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Kinderrechtskonvention liegt bis heute nicht vor, die Kinderrechte sind immer noch nicht im Grundgesetz verankert, bei der frühzeitigen Vermittlung von Medienkompetenzen tun sich große Lücken auf. Kurzum : Die UN-Kinderrechtskonvention muss endlich mit Leben erfüllt werden.

Das Deutsche Kinderhilfswerk wurde 1972 in München gegründet. Als Initiator und
Förderer setzt sich der gemeinnützige Verein seit über 35 Jahren für die Umsetzung
der Rechte der Kinder in Deutschland ein.

Spendenkonto 333 11 11, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00
Spenden können Sie aber auch online unter www.dkhw.de oder in die Spendendose
in Ihrer Nähe

Der „Kinderreport Deutschland 2010“ erscheint im Family Media-Verlag und hat die
ISBN-Nummer 978-386613-427-0.

Bei Rückfragen: Michael Kruse,  Pressesprecher und Leiter der Abteilung Information und Öffentlichkeitsarbeit (0173 / 60 43 516)

Weitere Informationen und Rückfragen: Uwe Kamp, Pressesprecher
Telefon: 030-308693-11
Mobil: 0160-6373155
Fax: 030-2795634
Mail: presse@dkhw.de
Internet: www.dkhw.de
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Twitter: @DKHW_de
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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.

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