„Kinder zeigen ihre Welt“ - Zweite Phase der Kinderstudie des Deutschen Kinderhilfswerkes in Pforzheim beginnt

Kinder als Experten sind beim zweiten Teil der Kinderstudie des Deutschen Kinderhilfswerkes in Pforzheim gefragt: „Mit unserer Studie werden Kinder als Zielgruppe, vor allem aber als Experten verstanden, die uns Erwachsenen zeigen, wo und wie sie Spielen in Pforzheim erleben und wo es aus Kindersicht Verbesserungen geben sollte“, freut sich Bürgermeisterin Monika Müller über den zweiten Teil der Kinderstudie. Nachdem die Befragung von Eltern und Kindern abgeschlossen wurde, geht die Kinderstudie des Deutschen Kinderhilfswerkes für Pforzheim mit einer Wohngebietsbegehung mit Kindern und der Erstellung von Wohnumfeld-Inventaren in die zweite Phase. Vier Gruppen mit jeweils etwa acht Kindern werden am nächsten Samstag, den 21. September, gemeinsam mit den Studienleitern in ihren Wohngebieten unterwegs sein. Dabei werden die Kinder ihre Spielorte zeigen und nach ihren Eindrücken und Erlebnissen vor Ort und ihren Zukunftsideen für bessere Spielmöglichkeiten befragt.

 

„Ein zentrales Prinzip der Kinderstudie ist es, Kinder als Expertinnen und Experten wahrzunehmen. Sie werden direkt an der Studie beteiligt und können so ihre Perspektive einbringen. Dadurch besteht die einmalige Chance, eine ganz neue Qualität wissenschaftlicher Forschung zu erreichen“, betont Prof. Peter Höfflin vom Institut für Angewandte Forschung der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg.

 

Das Deutsche Kinderhilfswerk führt die Kinderstudie „Raum für Kinderspiel!“ gemeinsam mit den baden-württembergischen Städten Ludwigsburg, Offenburg, Pforzheim, Schwäbisch Hall und Sindelfingen durch. In der ersten Phase wurden im Frühsommer Haushalte befragt, in denen Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren leben. Die Eltern von mehr als 5.000 Kindern haben sich in den Teilnahmestädten daran beteiligt. Erste Ergebnisse lassen darauf schließen, dass nur gut die Hälfte der Kinder problemlos im Freien spielen kann. Rund ein Viertel der Eltern hat hier Bedenken, und mehr als jedes fünfte Kind gibt an, nur unter Aufsicht oder überhaupt nicht draußen spielen zu können.

 

Neben der Wohngebietsbegehung ist die Erstellung von 400 Wohnumfeld-Inventaren ein weiteres zentrales Element der Studie. Dazu wurden nach dem Rücklauf der Fragebögen in Pforzheim zehn Gebiete mit unterschiedlicher Aktionsraumqualität, Bebauung und Sozialstruktur ausgewählt, in denen jetzt jeweils 40 Wohnumfeld-Inventare erhoben werden. Dabei werden beispielsweise Gebäudestrukturen, Verkehrsregelungen oder Grün- und Spielflächen erfasst.

 

„Unsere Studie soll nicht nur Hinweise auf Defizite, sondern auch Anregungen für eine zielgerichtete und attraktive Ausgestaltung des öffentlichen Raums für Kinder geben. Wir wollen zeigen, dass sich mit einer auf Kinder bezogenen Stadtentwicklungspolitik sehr viel erreichen lässt. Wir sind sehr froh darüber, dass die Beteiligung an der Studie so gut ist. Auch das Engagement der fünf Städte freut uns besonders. In allen Gesprächen und Diskussionsrunden konnten wir feststellen, dass überall der Wille groß ist, die Lebensqualität und die Entwicklungschancen von Kindern zu verbessern“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

 

Die Studie „Raum für Kinderspiel!“ konzentriert sich auf die Frage, wie sich die Beschaffenheit des Wohnumfeldes auf den Ablauf des Kinderalltags und auf die Lebensqualität von Kindern auswirkt. Durch die Studie ist mit vielfältigen Anregungen für eine kindergerechte Gestaltung des Wohnumfeldes und wohnungsnaher Freiräume zu rechnen. Die wissenschaftlichen Untersuchungen werden vom Freiburger Institut für angewandte Sozialwissenschaft und der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg durchgeführt. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2014 präsentiert werden. Die Studie „Raum für Kinderspiel!“ schließt an die „Freiburger Kinderstudie“ an, die vor rund 20 Jahren außerordentliche Resonanz in der Fachwelt, Medienöffentlichkeit und Politik fand. Die neue Studie soll sich an ihre Vorgängerin anlehnen, jedoch methodisch und inhaltlich neu ausrichten sowie in mehreren Städten durchgeführt werden. Ein wesentliches Ergebnis der „Freiburger Kinderstudie“ war die Erkenntnis, dass die Aktionsraumqualität des Wohnumfeldes eine wesentliche Bedingung ist, um den Ablauf des Kinderalltags zu erklären. Diese ist ebenso hoch einzuschätzen wie das Alter und das Geschlecht der Kinder, die Familiensituation und das Bildungsmilieu oder der Sozialstatus der Eltern.

 

 

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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.

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