Die Stadt Hanau schließt heute als erste Kommune in Deutschland eine Vereinbarung mit dem Verein „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ ab. Mit der Vereinbarung bekennt sich Hanau zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene. Der Verein „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ wurde vom Deutschen Komitee für UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk gegründet. Er vergibt das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ an Städte und Gemeinden, die unter der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen einen Aktionsplan für die lokale Umsetzung von Kinderrechten verabschiedet haben. Das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ bietet den Kommunen die Möglichkeit, die Rechte von Kindern und damit den besonderen Schutz, die Förderung und die Beteiligung von jungen Menschen zu stärken.„Das Deutsche Kinderhilfswerk hat sich in den vierzig Jahren des Bestehens sehr intensiv mit der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Die Beteiligung und die Kinderrechte sind in unserem Leitbild verankert. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass das Deutsche Kinderhilfswerk sich als ein Träger in dem Vorhaben ‚Kinderfreundliche Kommune’ engagiert. Es setzt auf praktische Art und Weise die in der UN-Kinderrechtskonvention verankerten Rechte der Kinder und Jugendlichen in die kommunale Praxis um“, betont der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger.Dr. Jürgen Heraeus, der in Hanau ansässige Vorsitzende von UNICEF-Deutschland, hat dafür geworben, dass Hanau Pilotstadt wird: „Die Kinderrechte sind seit mehr als 20 Jahren auf internationaler Ebene verankert. Auf lokaler Ebene werden sie in Deutschland aber bislang noch nicht systematisch umgesetzt. Es ist höchste Zeit, dass wir damit jetzt ernst machen. Ich freue mich sehr, dass meine Heimatstadt Hanau von Anfang an dabei ist und ich wünsche mir vor allem, dass Kinder und Jugendliche sich engagieren. Nur Ihr wisst wie eine kinderfreundliche Stadt aussehen soll. Macht mit und zeigt uns Eure Ideen! Eure Stadt hat sich mit dem heutigen Tag verpflichtet Euch zuzuhören und Euch zu unterstützen!“ Dass der aktuelle Prozess des Stadtumbaus Chance und Aufgabe gleichermaßen ist, den besonderen Bedürfnissen von Kindern mehr Bedeutung einzuräumen, davon ist auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky überzeugt. „Das klare Bekenntnis zur Kinderfreundlichkeit ist die logische Konsequenz aus unserem bisherigen Kurs“, so Hanaus Oberbürgermeister, und erinnert daran, dass trotz angespannter Finanzlage umfassende Investitionen im Bildungsbereich und in der Kinderbetreuung ermöglicht wurden. „Wir müssen jede Gelegenheit nutzen, um unseren Kindern den Weg in eine vielversprechende Zukunft zu ebnen.“Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel sieht gute Chancen dafür, mit einem lokalen Bündnis der Kinderfreundlichkeit die Stadt als attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort für Familien zu etablieren und voranzubringen. „Die Aufwertung vorhandener Strukturen wird ergänzt mit dem Ausbau komplementärer Angebote, so dass im Verlaufe des Verfahrens zur Erhalt des Siegels „Kinderfreundliche Kommune“ das Lebensumfeld für die Jüngsten in dieser Stadt an Qualität und Attraktivität spürbar verbessert wird.“Da es sich bei dem Prozess um eine Querschnittsaufgabe handeln wird, die viele Ebenen des kommunalen Lebens umfasst, bietet sich nach den Worten von Anne-Dorothea Stübing mit der Stabsstelle Prävention eine etablierte und gut vernetzte Institution für die Koordinierung der Einzelmaßnahmen an. Die Leiterin des Präventionsrates erinnerte daran, dass es bereits vor einigen Jahren gelungen sei, mit dem Kinder- und Jugendbüro einen Meilenstein zu setzen. „Mit dem Aktionsplan, der mit der Verleihung des Siegels Kinderfreundliche Kommune und dem Verfahren einhergeht, können wir den eingeschlagenen Kurs weiter ausbauen.“Das Siegelverfahren erfolgt auf der Grundlage internationaler Standards. Bereits seit 1996 setzt sich die Child Friendly Cities Initiative dafür ein, dass Kommunen kinderfreundlicher gestaltet werden. Dazu hat das UNICEF Innocenti Research Centre in Florenz Standards und Instrumente entwickelt, die ein partizipatives kommunales Management unterstützen. Die Grundlage bilden neun Bausteine: die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, die kinderfreundliche Rahmengebung, der übergreifende Aktionsplan, die Interessenvertretung für Kinder, der Vorrang des Kindeswohl, ein ausgewiesener Kinder- und Jugendetat, der regelmäßige Bericht der Kommune, die Information über Kinderrechte und die Unterstützung von Kinderrechtsorganisationen. Zu diesen neun Bausteinen müssen sich die Kommunen bekennen.Der Prozess beginnt mit einer Standortbestimmung anhand eines Fragebogens. Workshops mit Kindern und Jugendlichen ermitteln ihre Wünsche und Vorschläge, die in einen Aktionsplan einfließen. Darin sind die Ziele, Zeitpläne und Verantwortlichkeiten festgehalten. Der Aktionsplan wird vom Magistrat beschlossen. Aus dem Aktionsplan wird eine Zielvereinbarung entwickelt, die zwischen der Verwaltung und dem Verein abgeschlossen wird und zur Vergabe des Siegels führt. In dem Vorhaben wird also kein Ergebnis zertifiziert, sondern ein Prozess. Dieser wird vom Verein begleitet und von einer Sachverständigenkommission aus Experten unterstützt und nach zwei und vier Jahren evaluiert.Das Siegel wird für vier Jahre vergeben und kann danach durch einen neuen Aktionsplan verlängert werden. Die Vorteile für eine Kommune bestehen darin, dass sie an einem international erprobten Verfahren teilnehmen, das in Abgrenzung zu ähnlichen Verfahren einen kinderrechtlichen Ansatz verfolgt, der die Meinung von Kindern und Jugendlichen explizit mit einbezieht. Sie werden in der lokalen und nationalen Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und können das Siegel für das Stadtmarketing nutzen. Die Teilnahme am Verfahren bietet die Möglichkeit der Vernetzung und des Erfahrungsaustausches. Die Pilotphase ist auf vier Jahre begrenzt und hat für diese Zeit sieben teilnehmende Kommunen.
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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.