Das Deutsche Kinderhilfswerk mahnt am Welttag der sozialen Gerechtigkeit ein verstärktes Engagement von Stadtentwicklungsplanung zur Unterstützung benachteiligter Stadtquartiere an. Eine Studie des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt, dass es in Wohngebieten mit schlechter Aktionsraumqualität bei vielen Kindern zu einer sozialen Entwicklungsverzögerung kommt. In diesen Gebieten nimmt die Zeit, die Kinder mit zunehmendem Alter draußen verbringen, nur geringfügig zu, während sich unter positiven Bedingungen die draußen verbrachte Zeit und die Nutzung von organisierten Angeboten im Stadtteil deutlich erhöhen. Kinder in Gebieten mit schlechter Wohngebietsqualität stehen vielfach auf der Verliererseite, räumliche Trennung und soziale Benachteiligung sind oftmals gemeinsam anzutreffen, sie verstärken sich gegenseitig und verfestigen damit soziale Ungleichheit.
„Wenn man die Startbedingungen von Kindern aus finanziell benachteiligten Verhältnissen verbessern will, wäre es deshalb wichtig, nicht nur an der Höhe von Regelsätzen oder am Schulsystem anzusetzen. Auch das Wohnumfeld mit seinen Chancen und Restriktionen ist von großer Bedeutung. Veränderungen in diesem Bereich haben weitreichende Auswirkungen für die Entwicklung von Kindern zu mehr Selbständigkeit und Kreativität. Stadtentwicklungsplanung hat somit auch etwas mit sozialer Gerechtigkeit zu tun“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Die Zeit, die Kinder mit freiem Spielen im Umfeld ihrer Wohnung verbringen können, hängt vor allem von der Aktionsraumqualität ab. Aktionsräume für Kinder sind Territorien außerhalb der Wohnung, die Kindern gefahrlos zugänglich sind, von ihnen gestaltet werden können und wo es Interaktionschancen mit anderen Kindern gibt. Wenn die Aktionsraumqualität „sehr gut“ ist, spielen Kinder im Durchschnitt fast zwei Stunden pro Tag draußen ohne Aufsicht. Ist sie dagegen „sehr schlecht“, ist es im Durchschnitt nur eine Viertelstunde. Rund drei Viertel der Kinder können unter diesen Bedingungen überhaupt nicht draußen ohne Aufsicht spielen. Unter sehr guten Bedingungen werden nur ca. ein Drittel der Kinder beim Spielen beaufsichtigt, unter sehr schlechten Bedingungen sind es über 80 Prozent.
Auch organisierte Angebote können ungünstige Wohnumfeldbedingungen nicht kompensieren, denn Möglichkeiten in den Bereichen Bewegung/Sport werden umso häufiger genutzt, je günstiger das Wohnumfeld für die Situation von Grundschul- und Vorschulkindern ist. Das liegt daran, dass die Inanspruchnahme organisierter Angebote ebenso von den Ressourcen der Familie abhängt wie die Chance, in einem Wohngebiet mit günstigen Bedingungen aufzuwachsen. Auch das zeigt die grundlegende Bedeutung günstiger Wohnumfeldbedingungen für die Entwicklung der Kinder und deren chancengerechtes Aufwachsen.
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