Deutsches Kinderhilfswerk: Bei Information über Kinderrechte auf das richtige Pferd setzen

Informationskampagnen über Kinderrechte in Deutschland müssen altersspezifische Aspekte und die Informationsgewohnheiten der Kinder und Jugendlichen stärker berücksichtigen. Nur so können die Rechte von Kindern in Deutschland Bekanntheit erlangen und damit Wirkung entfalten. Das zeigt eine Sonderauswertung des Kinderreports 2015 des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Insgesamt bewerten 55 Prozent der Kinder und Jugendlichen ihre Informationsmöglichkeiten zum Thema Kinderrechte in der Familie mit „sehr gut“ oder „gut“. Dabei sehen Jungen mit 58 Prozent das Ganze etwas positiver als Mädchen mit 53 Prozent. Deutliche Unterschiede zeigen sich bei den einzelnen Alterskohorten. 49 Prozent der 10- bis 11-Jährigen und 65 Prozent der 12- bis 13-Jährigen schätzen ihre Informationsmöglichkeiten zum Thema Kinderrechte in der Familie als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Bei den 14- bis 15-Jährigen sind es immerhin noch 61 Prozent, während der Wert bei den 16- bis 17-Jährigen auf 45 Prozent abfällt. Dabei reichen die Angaben im Bereich „sehr gut“ von 24 Prozent bei den 10- bis 11-Jährigen bis 9 Prozent bei den 16- bis 17-Jährigen.

Die gleichen Tendenzen sind auch bei den Informationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen zum Thema Kinderrechte in der Schule zu verzeichnen. Hier bewerten insgesamt 42 Prozent der Kinder die Möglichkeiten mit „sehr gut“ oder „gut“. Dabei sehen Jungen mit 45 Prozent das Ganze etwas positiver als Mädchen mit 39 Prozent. Unterschiede zeigen sich auch hier bei den einzelnen Alterskohorten. 46 Prozent der 10- bis 11-Jährigen und 44 Prozent der 12- bis 13-Jährigen schätzen ihre Informationsmöglichkeiten zum Thema Kinderrechte in der Schule als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Bei den 14- bis 15-Jährigen sind es nur noch 38 Prozent, während der Wert bei den 16- bis 17-Jährigen wieder leicht auf 40 Prozent ansteigt. Dabei reichen die Angaben im Bereich „sehr gut“ von 11 Prozent bei den 10- bis 11-Jährigen bis 6 Prozent bei den 16- bis 17-Jährigen.

„Informationskampagnen zum Thema Kinderrechte müssen auf Kinder und Erwachsene ausgerichtet sein. Dabei ist es wichtig, gerade die Eltern von Jugendlichen mehr in den Blickpunkt zu nehmen, da diese ihre Kinder bisher beim Thema Kinderrechte wesentlich schlechter erreichen als die jüngerer Kinder. Kinderrechte gelten für alle unter 18-Jährigen, das müssen Eltern ihren Kindern vorleben und vermitteln. Auch die Schule sollte sich bis in die höheren Jahrgangsstufen dem Thema Kinderrechte widmen. Schule ist der Lernort für Politik schlechthin, und dazu gehören auch die Kinderrechte. Entsprechend sind die schulischen Lehrpläne bis in den Abiturbereich und die Ausbildungscurricula von Lehrerinnen und Lehrern zu gestalten. Darüber hinaus erscheint das Potential der Vermittlung von Kinderrechten über das Internet noch nicht ausgeschöpft, wie der Kinderreport 2015 zeigt“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

67 Prozent der Kinder und Jugendlichen gaben an, im Internet viel Zeit in der Woche zu verbringen. Dabei sind die Werte bei den Jungen mit 69 Prozent etwas höher als bei den Mädchen mit 64 Prozent. Deutliche Unterschiede zeigen sich bei den einzelnen Alterskohorten. 49 Prozent der 10- bis 11-Jährigen und 63 Prozent der 12- bis 13-Jährigen verbringen viel Zeit im Internet. Bei den 14- bis 15-Jährigen sind es dann 73 Prozent und bei den 16- bis 17-Jährigen 83 Prozent. Gleichzeitig gaben 71 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, sich im Internet altersgerecht informieren zu können, und für immerhin 51 Prozent erfüllen auch Zeitschriften diese Funktion. Das betrifft vor allem die Jüngeren, bei den 10- bis 11-Jährigen stimmten 60 Prozent dieser Aussage zu. Hier liegt also neben dem Internet ein großes Potential.

Auch das Fernsehen kann bei der Information über Kinderrechte eine wichtige Rolle spielen. So gaben 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, mit Fernsehen viel Zeit in der Woche zu verbringen. Dabei sind die Werte bei den Jungen und den Mädchen fast identisch. Unterschiede zeigen sich auch hier bei den Alterskohorten. 56 Prozent der 10- bis 11-Jährigen und 53 Prozent der 12- bis 13-Jährigen verbringen viel Zeit mit Fernsehen. Bei den 14- bis 15-Jährigen sind es 49 Prozent und bei den 16- bis 17-Jährigen noch 44 Prozent.

Insgesamt bestehen in Deutschland erhebliche Defizite sowohl bei der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention als auch bei der Bekanntheit der Kinderrechte selbst. Nur 4 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen und 3 Prozent der Erwachsenen kennen genau die in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschriebenen Kinderrechte, jeweils 19 Prozent wissen ungefähr Bescheid. Gleichzeitig wissen 49 Prozent der Kinder und Jugendlichen bzw. 36 Prozent der Erwachsenen nicht, was sich hinter der UN-Kinderrechtskonvention verbirgt.

Zur Repräsentativität der Umfrage für den Kinderreport 2015

Im Kinderreport wird die Sicht von Kindern auf die Lage der Kinderrechte in Deutschland erhoben und mit den Ansichten der Erwachsenen verglichen. Für den Kinderreport 2015 wurden im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes 1.020 Kinder und Jugendliche im Alter von 10-17 Jahren sowie Eltern von Kindern und Jugendlichen im Alter von 10-17 Jahren befragt (verteilt auf n=320 Kids und n=700 Erwachsene). Die Stichprobe wurde quotiert auf Alter und Geschlecht der Kinder/Jugendlichen (bei der Kidsbefragung ebenso wie bei der Erwachsenenbefragung). Als Stichprobenquelle diente der EARSandEYES Online Access Pool. Die Befragung wurde online als Selbstausfüller durchgeführt. Die Ergebnisse der einzelnen Alters/Geschlechtsgruppen sind als repräsentativ zu betrachten. Die Fehlertoleranz innerhalb der Kidsbefragung liegt bei 3,4% (bei einer Wahrscheinlichkeit von 95%) und bei 2,3% bei der Erwachsenenbefragung (bei einer Wahrscheinlichkeit von 95%).


Der Kinderreport 2015 des Deutschen Kinderhilfswerkes wurde gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Er steht unter www.dkhw.de  zum kostenlosen Download bereit.

 

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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.

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