Ein schnarrendes Telefon und eine mysteriöse Nachricht: eine Politikerin ist verschwunden. Diese wollte eigentlich eine Rede halten und sich im Wahlkampf öffentlich für den Erhalt der Europäischen Union aussprechen. Um die Politikerin zu finden und dafür zu sorgen, dass sie bei der Wahl antreten kann, müssen die Teilnehmenden per Lösungswort herausfinden, wo sie ist. Dafür durchlaufen sie in Kleingruppen fünf Räume und müssen Rätsel zu verschiedenen Schwerpunktthemen rund um Europa lösen.
Thema ist, was Jugendlichen wichtig ist
Die Schwerpunktthemen der einzelnen Rätsel und Räume haben sich die Jugendlichen, die das Escape-Game gemeinsam konzipiert haben, selbst überlegt. Dazu hat sich die Gruppe aus 13- bis 18-Jährigen erst einmal selbst befragt, erklären Emily und Paula, 18 Jahre alt und Teil des „RescEU“-Konzeptionsteams: “Wir haben uns damit beschäftigt und überlegt: Europa, was ist das eigentlich? Was ist uns wichtig und was interessiert uns am meisten?“. Dazu gehörten Themen wie die europäischen Werte, Menschrechten und Diversität, aber auch Fragen zum Klimawandel, Energieversorgung, Migration und Flucht.
Vielfältige Zielgruppe gewünscht
Ziel des Konzeptionsteams war es, mit ihren Themen eine möglichst diverse Teilnehmendenschaft zu erreichen. Eingeladen wurden zu „RescEU“ daher junge Menschen der 7. bis 10. Klassenstufe aus den unterschiedlichen Stadtvierteln Berlins. So möchte das Team einen weitgefassten Zugang schaffen – unabhängig von Bildungshintergrund oder Wissensstand.
Je Raum ein Schwerpunktthema
Konzipiert wurden die fünf Räume von den Jugendlichen entsprechend ihren eigenen Themenschwerpunkten. Im „Arbeitszimmer“ beispielsweise müssen die Teilnehmenden Aufgaben zur Geografie Europas lösen und Städte auf einer Europakarte zuordnen. Im „Europäischen Parlament“ geht es um das Verständnis von Wahlrecht und Parteien, aber auch um Gesetzgebungen in den einzelnen europäischen Ländern. Wichtig war dem Konzeptionsteam zudem, die Rätsel möglichst faktenbasiert und authentisch zu gestalten.
„Beim Kunsthistorischen Museum und im Arbeitszimmer fand ich toll, dass der Rätselzettel wirklich so alt aussah. Und wir haben in dem anderen Raum erfahren, wie so ein Parlamentsraum aussieht." - Annemarie, 12 Jahre
„Beim Parlament mussten wir herausfinden, welches Land zuerst die gleichgeschlechtliche Ehe zugelassen hat. Und das war in den Niederlanden." - Yve, 11 Jahre
Aber auch zwischenmenschliche Fähigkeiten sind im Escape-Game gefragt. Um den „Fluss“ zu überqueren, müssen alle Teilnehmenden der Kleingruppe zusammenzuarbeiten und überlegen, welcher nächste Schritt richtig und sinnvoll sein könnte – und das unter der Berücksichtigung aller Bedürfnisse.
„Die Überquerung vom Fluss hat Spaß gemacht. Einer musste blind sein, das war ich, und wir mussten im Teamwork da durchkommen und mit drei Pappen als Floß." - Florian, 12 Jahre
So viel Europa steckt in unserem Alltag
Das Ziel von „RescEU“ ist es, den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, inwiefern die EU in ihrem persönlichen Leben eine Rolle spielt. Sie sollen etwas über Politik und Demokratie lernen und verstehen, wie uns das in unserem Alltag beeinflusst, betonen Emily und Paula: „Es ist wichtig, den Kindern diese Themen mitzugeben. Der Fokus des Projektes ist für uns vor allem auch der, den Kindern zu vermitteln, was los ist in der Welt. Wir wollen das Gefühl geben, dass sie eine Stimme haben und zeigen, wie sie diese nutzen können“. Denn am Ende wird es die junge Generation sein, die zukünftig etwas verändern kann!
Das Deutsche Kinderhilfswerk unterstützte „RescEU“ über seinen Förderfonds Kinderpolitik und fördert so Projekte, die sich für Demokratiebildung und Beteiligung von jungen Menschen einsetzten.
Kindern und Jugendlichen mit einem angesagten Spiel wie den Escape-Rooms die scheinbar lebensweltferne Institution Europa nahezubringen, finden wir innovativ, altersgemäß und sehr interessant. Bildungsfaktor, Spaßfaktor und Beteiligungsfaktor stehen in diesem Projekt gleichermaßen im Vordergrund und damit wesentliche Bereiche der Kinderrechte. Überzeugend fanden wir hierbei nicht nur die Aktualität hinsichtlich der diesjährigen Europawahlen, sondern auch die umfassende Beteiligung junger Menschen bei der Planung und Ausführung des Projekts. Zudem erreicht das FEZ-Berlin sehr viele Kinder und Familien in unterschiedlichen sozioökonomischen Lebenslagen und schafft mit dem Europa-Escape-Game ein Angebot, das Brücken baut und Vielfalt fördert.
- aus der Jurybegründung