Wie werden die Kinderrechte in Ihrem Bundesland umgesetzt?

Unterschiedliche Schulsysteme, ungleiche Wahlalter: bei der Frage, wie die Kinderrechte in Deutschland umgesetzt werden, gibt es große regionale Unterschiede. Um diese zu untersuchen, hat das Deutsche Kinderhilfswerk den Kinderrechte-Index entwickelt. Finden Sie heraus, wie Ihr Bundesland abschneidet! 

Stärken und Schwächen der Politik überprüfen

Bei der Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland kommt es vor allem auf die Orte an, in denen Kinder und Jugendliche aufwachsen. Denn wie die Kinderrechte im Alltag konkret verwirklicht werden können, ist von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich. Welche Beteiligungsmöglichkeiten haben Kinder und Jugendliche? Ab wie viel Jahren dürfen sie bei der Wahl über die Landespolitik mitentscheiden? Wie steht es um den Zugang zu Spielräumen und der Gesundheitsversorgung? Wie ist das Bildungssystem aufgestellt? Um diese Fragen länderspezifisch zu untersuchen, hat das Deutsche Kinderhilfswerk den Kinderrechte-Index entwickelt. 

Neuauflage für 2025 geplant

Aktuell ist eine umfassende Neuauflage des „Kinderrechte-Index“ in Arbeit. Gemeinsam mit einem neu zusammengesetzten Expert*innen-Beirat und unserem Kinder- und Jugendbeirat aktualisieren wir die Kinderrechte-Indikatoren und erweitern diese. Die Veröffentlichung der Neuauflage ist für 2025 geplant.

Die Neuauflage wird sechs Kinderrechte in den Mittelpunkt stellen: das Recht auf Beteiligung, das Recht auf Schutz, das Recht auf Gesundheit, das Recht auf angemessenen Lebensstandard, das Recht auf Bildung, und das Recht auf Ruhe und Freizeit, Spiel und Erholung, kulturelle und künstlerische Aktivitäten.

Vorveröffentlichung erster Umfrage-Ergebnisse

Als ein Teil der Datengrundlagen der Neuauflage des Kinderrechte-Index 2025 hat das Deutsche Kinderhilfswerk eine Umfrage unter Kindern und Jugendlichen in allen Bundesländern in Auftrag gegeben. Der Erhebungszeitraum war vom 19. April bis 10. Mai 2024. Erste Ergebnisse zu verschiedenen kinderrechtlichen Themen werden im Laufe des Jahres vorveröffentlicht:

Mitbestimmungsmöglichkeiten

Wie bewerten Kinder und Jugendliche ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten in Familie, Schule, Freizeiteinrichtungen und Kommunen? 

Zu den Umfrage-Ergebnissen

Schulhof und Pausenbereich

Wir haben Kinder und Jugendliche befragt, wie sie ihre Schulhof- und Pausenbereiche bewerten.

Zu den Umfrage-Ergebnissen

Medienbildung in der Schule

Wie bewerten Schüler*innen die Medienbildung in der Schule? Gibt es zum Beispiel genug Infos zu Themen wie Künstliche Intelligenz oder Datenschutz?

Zu den Umfrage-Ergebnissen

Bekanntheit der Kinderrechte

Wie haben Kinder und Jugendliche befragt, wie gut sie ihre Rechte kennen. 

Zu den Umfrage-Ergebnisse

Kinder und Jugendliche sollten bei der Studienerstellung beteiligt werden, da sie Kinderrechte selbst erleben. Wir Mitglieder des Kinder- und Jugendbeirats kommen aus verschiedenen Bundesländern. Wir können aus unserer Perspektive berichten, was noch nicht so gut läuft. 

Anna-Lena, Mitglied im Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes

Neuer Expert*innen-Beirat eingesetzt

Für die Entwicklung der Neuauflage des Kinderrechte-Index wurde 2023 ein neuer Expert*innen-Beirat eingesetzt. Die Expert*innen aus verschiedenen Forschungs- und Praxisfeldern des Themas Kinderrechte verstehen sich als Impulsgeber*innen für die inhaltliche Weiterentwicklung. Sie bringen ihre Expertise bei der Festlegung und Auswertung der Indikatoren sowie in methodischen Fragen der Datenerhebung ein. Der kritische Austausch mit dem Beirat, seine Impulse und das fachliche Feedback sind zentral für das Ziel einer erfolgreichen Neuauflage im Jahr 2025.

    Prof.in Dr. Bettina Amrhein 

    Prof.in Dr. Bettina Amrhein ist Professorin für inklusive Bildung und Diversität an der Universität Duisburg-Essen. Sie bildet Lehrkräfte im Umgang mit (emotionaler) Heterogenität aus und begleitet Schulen weltweit in ihren inklusiven Schulentwicklungsprozessen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, wie wir Schulen zu emotional sicheren Orten für Schüler*innen und pädagogisches Personal machen können. Im Rahmen des Transferprojekts Umbraise bietet sie mit Ihrem Team eine neue wissenschaftsbasierte und praxisorientierte Unterstützungsstruktur für Bildungsinstitutionen im Umgang mit als störend erlebtem Verhalten an.

    Dr.-Ing. Peter Apel

    Dr.-Ing. Peter Apel ist Raumplanungsingenieur und gründete 1999 das Planungsbüro STADTKINDER in Dortmund. Sein Büro ist bundesweit ein zentraler Akteur in der kinder- und jugendfreundlichen Stadtplanung und bekannt für die Spielleitplanung, die die Interessen von Kindern und Jugendlichen durch ihre Beteiligung in die Stadtentwicklung integriert. Er engagiert sich zudem als Sachverständiger bei Kinderfreundliche Kommunen e.V.

    Prof. Dr. Philipp B. Donath

    Prof. Dr. Philipp B. Donath ist Professor für Rechtswissenschaften an der University of Labour in Frankfurt am Main. Seine Forschungsschwerpunkte sind Europäisches Arbeitsrecht, Arbeitskampf- und Verfassungsrecht. Er verfasste bereits verschiedene Gutachten zu kinderrechtlichen Fragestellungen, unter anderem auch für das Deutsche Kinderhilfswerk.

    Prof. Dr. Karim Fereidooni

    Prof. Dr. Karim Fereidooni ist Professor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Rassismuskritik in pädagogischen Institutionen, Schulforschung, politische Bildung in der Migrationsgesellschaft und diversitätssensible Lehrer*innenbildung. Er berät zahlreiche politische Gremien, unter anderem die Bundesregierung zu den Themen Rechtsextremismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit sowie Integration durch Bildung.

    Prof.in Dr. Katharina Gerarts

    Prof.in Dr. Katharina Gerarts ist Professorin für Kindheitspädagogik an der IU International University in Mainz. Sie forscht zu Theorie und Praxis der Kinderrechte im Bildungswesen, in Politik und Gesellschaft und war die erste Beauftragte für Kinderrechte im Land Hessen. Zudem ist sie als Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der National Coalition engagiert, einem bundesweiten Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland. 

    Dr. Angelika Guglhör-Rudan

    Dr. Angelika Guglhör-Rudan ist Erziehungs- und Sozialwissenschaftlerin und wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut in München. Ihre Forschung fokussiert sich auf die Perspektiven von Kindern und ihrer Beteiligung an Forschungsprozessen. Außerdem beschäftigt sie sich mit dem Zusammenspiel von gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in Bezug auf kindliche Lebenswelten.

    Gerda Holz

    Gerda Holz ist Sozialarbeiterin und Politikwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Kinderarmut in Deutschland. Sie leitete unter anderem die AWO-ISS-Langzeitstudie am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. in Frankfurt am Main, welche die Lebenslagen und Zukunftschancen von (von Armut betroffenen) Kindern im Zeitverlauf in den Blick nimmt. Ihre Forschungs- und Konzeptarbeit wurde vielfach in Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung von Armutsfolgen und die Ermöglichung von Teilhabe für Kindern übertragen.

    Claudia Kittel

    Claudia Kittel ist Erziehungswissenschaftlerin, leitet die Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention beim Deutschen Institut für Menschenrechte und setzt sich so für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland ein. Das indikatorenbasierte Monitoring von Kinderrechten, wie das Kinder- und Jugendrechtemonitoring in Hessen, ist dabei einer ihrer Schwerpunkte.

    Anne Lütkes

    Anne Lütkes ist Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerkes e.V. und leitet den Expert*innen-Beirats zur Neuauflage des Kinderrechte-Index. Sie war Ministerin für Justiz, Frauen, Jugend und Familie in Schleswig-Holstein, Regierungspräsidentin der Bezirksregierung Düsseldorf und zudem als Rechtsanwältin tätig. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Vereins Kinderfreundliche Kommunen e.V. 

    Prof.in Dr. Silvia Schneider

    Prof.in Dr. Silvia Schneider ist Professorin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie. Sie forscht zu psychischer Gesundheit und psychischen Störungen bei jungen Menschen, vor allem in Form von Langzeitstudien, sowie zum Thema Diagnostik. Prof.in Dr. Silvia Schneider ist Direktorin des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit (FBZ) an der Ruhr-Universität Bochum und seit März 2021 koordiniert sie außerdem den Standort Bochum-Marburg innerhalb des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG). Aktuelle Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Urban Mental Health sowie die partizipative Forschung mit Kindern und Jugendlichen. 

    Dr. Christiane Meiner-Teubner

    Dr. Christiane Meiner-Teubner ist Erziehungswissenschaftlerin und Mitglied der Leitung und Geschäftsführung des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund. Sie forscht insbesondere zu den strukturellen Rahmenbedingungen der Kindertagesbetreuung und dem Ganztag im Grundschulalter. Hierbei stehen Fragen zur Teilhabe der Kinder, der Qualität und der Personalsituation der Angebote im Mittelpunkt. Dafür analysiert Sie insbesondere amtliche Daten, deren Ergebnisse vielfach in die Bildungs- und Sozialberichterstattung einfließen und die sie ihm Rahmen politischer Beratungsprozesse einsetzt.

Die Pilotstudie Kinderrechte-Index

Am 4. Dezember 2019 hat das Deutsche Kinderhilfswerk die Pilotstudie Kinderrechte-Index vorgestellt – und eine hohe öffentliche Resonanz erfahren! Die Ergebnisse wurden in der Arbeit von Landtagen sowie Kinder- und Jugendministerien aufgegriffen. Zudem gab es bundesweite und regionale Berichterstattung in allen Bundesländern.

Bei der Erstellung des Kinderrechte-Index wurde auch deutlich, dass es in Deutschland noch große Datenlücken für die vollständige Erfassung der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland gibt. Darum versteht sich die Pilotstudie auch als Impulsgeberin an staatliche Akteur*innen, die Sammlung von kinderrechtlich relevanten Daten zu prüfen, Lücken zu schließen oder bereits vorhandene Daten öffentlich zugänglich zu machen.

Hier finden Sie die Ergebnisse der Pilotstudie von 2019

Ländersteckbriefe: So hat Ihr Bundesland abgeschnitten

Kinder und Jugendliche zum Kinderrechte-Index

Bei der Entwicklung und Erstellung der Pilotstudie „Kinderrechte-Index“ war der Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes beteiligt. Insbesondere bei der Entwicklung der Online-Umfragen sowie des qualitativen Forschungsvorhabens waren die Kinder und Jugendlichen eng eingebunden. Der Kinder- und Jugendbeirat hat zudem eigene Forderungen für die Verbesserung der Kinder- und Jugendbeteiligung aufgestellt. Hier lesen Sie einige Auszüge daraus. 

    Wahlalter

    Die oberste Pflicht eines demokratischen Staates liegt darin, allen seinen Bürger*innen Gleichheit bei politischer Partizipation einzuräumen. Dazu zählt ebenfalls, dass Jugendliche das Recht haben sollten, ihre politische Meinung bei Kommunal- und Landtagswahlen zu vertreten. Deswegen fordern wir ein einheitliches Wahlalter von 16 Jahren in allen Bundesländern. Nur gelebte Demokratie ist eine gute Demokratie und Demokratie bedeutet Herrschaft des Volkes. Jedoch wird mit dem jetzigen Wahlalter ein großer Teil dieses Volkes bevormundet.

    Kinderfeindliche Politik

    Unsere Politik ist in Teilen einfach nicht kindgerecht. Es wird viel zu oft über unsere Köpfe hinweg entschieden und das muss sich ändern. Laut den Umfragen des Deutschen Kinderhilfswerkes für die Pilotstudie „Kinderrechte-Index“ haben die befragten Kinder in allen Bundesländern den Eindruck, dass sie selten bis nie in ihrer Stadt oder Gemeinde mitbestimmen dürfen. Noch schlimmer ist es um die wahrgenommene Mitbestimmung im Bundesland oder in Deutschland bestellt. Dabei sollten Kinder das Gefühl haben, dass ihre Meinung gehört und umgesetzt wird – und zwar auf allen Ebenen.

    Beteiligungsangebote

    Beteiligungsangebote für Kinder in ihren Kommunen sind zu unbekannt und es gibt sie zu wenig. Das zeigen auch die Ergebnisse der Pilotstudie „Kinderrechte-Index“. Es gibt aus unserer Sicht Informationsdefizite bei den Themen Mitbestimmung und Beteiligung. Viele Kinder wissen nämlich gar nicht, ob und dass sie auf Entscheidungen in ihrer Kommune Einfluss nehmen können. Dabei steigt das Interesse der Kinder, an Politik in ihrer Kommune teilzunehmen, immer mehr. Es muss mehr Beteiligungsangebote wie Kinder- und Jugendgremien geben. 

Haben Sie Fragen zum Kinderrechte-Index?