Projekt des Monats 

Wir gestalten unseren eigenen Spielraum! 

In der Nähe von Hitzacker in Niedersachsen entsteht ein genossenschaftlich organisiertes Mehrgenerationendorf. Bislang gab es dort keinen Spielplatz und nur wenig Orte, an denen Kinder sich aufhalten können. Das Projekt „Kids-Acker“ will das ändern. Hierbei haben Kinder das Sagen und entscheiden, welche Spielmöglichkeiten sie sich im Dorf wünschen. Unser Projekt des Monats. 

„Der Boden vom Bauwagen steht schon, aber die Wände aufzustellen wird bestimmt schwierig“, sagt Jonne. Er ist 9 Jahre alt und lebt im Hitzacker Dorf in Niedersachsen. Dort bauen rund 100 Menschen seit 2018 gemeinsam an einem interkulturellen Mehrgenerationendorf, das sie genossenschaftlich selbst verwalten. Rund ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner sind Kinder. Aber einen Ort, an dem die Kinder spielen können, gibt es bislang nicht.

„Die Erwachsenen waren der Meinung, dass das ganze Dorf ja ein Spielplatz sei und die Kinder genug Platz zum Spielen hätten“, erzählt Christel Wirringa, die Initiatorin des Kinderparlaments in Hitzacker Dorf. „Der Meinung waren die Kinder aber nicht. Sie fühlten sich immer eingeschränkter, je mehr das Dorf wächst.“ Anfangs spielten die Kinder zum Beispiel noch auf Sandhügeln, die neben den Baustellen entstanden waren. „Aber mittlerweile ist es schwieriger geworden zu spielen, weil immer mehr gebaut wurde“, erzählt die 10-jährige Luna. „Deshalb haben wir uns sehr gewünscht, einen eigenen Platz zu haben.“ 

Die Kinder würden gern im Bauwagen übernachten

Die Kinder stellten ihre Wünsche im Plenum vor. Dort treffen sich die Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftler einmal im Monat, um über die Entwicklung des Dorfs zu sprechen und abzustimmen – zum Beispiel darüber, ob ein Spielplatz gebaut werden soll. „Da waren wir echt aufgeregt“, sagt Luna. „Dass sich die Kinder getraut haben, im Plenum zu sprechen, hat dazu geführt, dass plötzlich alle möglichen Arbeitsgruppen etwas für Kinder tun wollten“, sagt Christel Wirringa. Zuerst überlegten sie, ob die Kinder einen Raum im Gemeinschaftshaus bekommen können. Dann hatten Eltern die Idee mit dem Bauwagen. „Davon waren wir total begeistert“, sagt Luna.

Dazu, wie ihr Bauwagen aussehen soll, haben die Kinder viele Ideen. Vor allem bunt solle er sein, sagt Luna. Es soll eine Hochebene geben, auf der man übernachten kann und Spielsachen. „Und es wäre toll, wenn wir auf das Dach des Bauwagens draufgehen könnten mit einer Leiter“, sagt Jonne. 

Gemeinsam wollen sie sich Regeln überlegen 

Vor dem Bauwagen soll es dann einen öffentlichen Spielplatz geben. Mit einer Außengeländegestalterin bastelten die Kinder aus Papier ein Modell von ihrem Wunschspielplatz.  „Das ist richtig schön geworden“, sagt der 9-jährige Ahmed. Die Kinder wünschen sich zum Beispiel einen Parcours, ein Klettergerüst, eine Schaukel, eine Rutsche und eine Hängematte.  Auch Kinder aus den angrenzenden Wohngebieten und Schulen können den Spielplatz nutzen.

Ob Kinder von außerhalb auch in den Bauwagen der Dorfkinder dürfen, diskutieren sie noch. Denn die Kinder sind selbst dafür verantwortlich, ihren Bauwagen zu pflegen und sauber zu halten. Sie haben Angst, dass andere Kinder, die nicht Projekt beteiligt waren, etwas kaputt machen. „Denen ist der Bauwagen vielleicht nicht so wichtig“, sagt Jonne. „Aber es wäre ja auch fies, wenn ein Kind nicht reindarf“, betont Ahmed. Die anderen Kinder stimmen ihm zu. Deshalb wollen sie sich jetzt zusammen Regeln überlegen. „Wir versuchen zwar, möglichst wenige Regeln zu haben, aber ein paar brauchen wir schon“, sagt Luna. Und Jonne schlägt vor: „Ich fände es gut, wenn immer ein Dorfkind dabei ist, das die Regeln kennt, dann können auch andere Kinder kommen.“ 

Das grobe Gerüst für den Bauwagen steht schon, als nächstes sollen die Seitenwände drankommen. Die Kinder hoffen, dass ihr Raum Ende Herbst fertig ist. Bis dahin überlegen sie sich, wie sie den Bauwagen dekorieren und einrichten wollen. Eine Idee kommt von Luna:  „Wir wollen eine Kiste aufstellen, in die Kinder Spielsachen tun können, die sie mir den anderen teilen möchten.“  

„Das interkulturelle und inklusive Projekt in Hitzacker zeigt, was eine aktive Dorfgemeinschaft alles gemeinsam bewegen kann. Es ist schön zu sehen, dass hier dem berechtigten Bedürfnis nach einem eigenen Raum für die Kinder nachgekommen wurde. Diesen konnten und können sie selbst gestalten, eigenverantwortlich organisieren und immer wieder den aktuellen Bedürfnissen anpassen. Das ist gelebte, lebensweltnahe und handlungsorientiere Partizipation." 

- aus der Jurybegründung 
 

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