Projekt des Monats 

Stark durch Kinderrechte  

Der Verein EVIM aus Wiesbaden einen Kinderrechte-Workshop organisiert. Dabei lernen Kinder und Jugendliche, die in Einrichtungen der Jugendhilfe leben, ihre Rechte kennen – und erfahren, wie sie diese in ihrem Alltag einfordern können. Unser Projekt des Monats.  

Ich wusste zwar schon vorher, dass es Kinderrechte gibt – aber, dass es so viele sind, hat mich echt überrascht“, sagt Charlene*. Sie ist 13 Jahre alt und Teilnehmerin des Projekts „Kinderrechte – das Kind im Mittelpunkt“ des Evangelischen Vereins für Innere Mission (EVIM) aus Wiesbaden.

Bei dem Projekt haben 16 Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 18 Jahren in einem mehrtägigen Workshop die Kinderrechte kennengelernt und erfahren, wie sie diese in ihrem Alltag anwenden können. Das Deutsche Kinderhilfswerk fördert das Projekt über seinen Kinderpolitik-Fonds.

Die teilnehmenden Jugendlichen leben in Einrichtungen der Jugendhilfe im Rhein-Main-Gebiet. „Der Workshop sollte sie für verschiedene Situationen stärken, in denen sie ihre Rechte gegenüber Erwachsenen einfordern müssen“, sagt Desirée Gath vom Verein EVIM. „Wir haben Kinder aus verschiedenen Wohngruppen gefragt, was sie von der Idee halten. Sie hatten großes Interesse, mehr über ihre Rechte zu erfahren.“ Die Module des Workshops seien komplett aus den Ideen der Kinder entstanden, betont Gath. „Am Ende hatte ich über 20 Seiten Vorschläge.“ 

So lief der Workshop ab

Einmal im Monat, immer samstags, trafen sich die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen und nahmen an verschiedenen Modulen teil. Dabei lernten sie zum Beispiel die hessische Landesbeauftragte für Kinder- und Jugendrechte sowie Mitarbeitende des Kinderrechte-Instituts kennen. Sie erfuhren alles über die UN-Kinderrechtskonvention und gestalteten ein eigenes Wappen für das Kinderrecht, das ihnen am wichtigsten ist. „Ganz klar: Das Recht auf Schutz vor Gewalt!“, sagt der 17-jährige Alexander*.

Außerdem lernten die Teilnehmenden, was sie tun können, wenn Kinderrechte verletzt werden. Zum Beispiel erstellten sie eine Netzwerkkarte mit Stellen, an die sie sich wenden können. 

Damit auch andere Kinder und Jugendliche mehr über ihre Rechte erfahren, erstellten sie Kurzvideos und einen Interviewpodcast, ein Hörspiel und produzierten sogar einen eigenen Song. 

Zum Abschluss des Workshops trafen sich alle ein ganzes Wochenende in einem Jugendhaus, in dem sie auch übernachtet haben, um ihre Projekte fertig zu stellen. Die Ergebnisse stellten sie dann bei einem großen Familienfest vor.

Das hat der Workshop bewirkt

„Die Kinder könnn ihre Rechte jetzt stärker einfordern und zum Beispiel mit dem Jugendamt besser in die Diskussion gehen“, sagt Mirjam Schwarz von EVIM. Sie erzählt von einer Jugendlichen, in deren Fall das Jugendamt nicht befürworten wollte, dass sie Kontakt zu ihrer Familie hat. „Sie hat dann in der Kinderrechtskonvention nachgelesen und begründet, dass sie ein Recht auf Familie hat.“ Sie verstand aber auch die Argumentation des Jugendamts, dass das Recht auf Schutz manchmal über dem Recht auf Familie steht.

Seitdem sie den Workshop durchlaufen haben, sind die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen zu Botschafterinnen und Botschaftern für die Kinderrechte geworden, berichtet Schwarz. „Sie bestärken sich auch untereinander und sagen dann: Guck nochmal in der Kinderrechtskonvention nach. Das darf doch eigentlich nicht so sein."

„Durch den Workshop habe ich gelernt, dass es unser Recht ist, dass wir informiert werden, wenn die Betreuer etwas besprechen, das uns betrifft“, sagt Charlene. Sie freut sich, dass sie ihr Wissen aus dem Workshop nun mit anderen teilen kann. „In Ethik haben wir auch die Kinderrechte durchgenommen. Es macht mich selbstbewusst, dass ich viel darüber erzählen kann.“

Dass er durch das Projekt selbstbewusster geworden ist, berichtet auch Alexander: „Ich hatte vor einem Jahr echt noch Probleme, in der Schule vor einer größeren Gruppe etwas vorzutragen“, sagt er. „Aber wenn wir jetzt unser Jugendrechte-Meeting haben, fällt es mir überhaupt nicht schwer, darüber zu sprechen, welche Rechte wir haben und zu diskutieren.“

Aus der Jurybegründung: „Damit die Kinderrechte umgesetzt werden können, gibt es eine wesentliche Voraussetzung: Die Rechteträgerinnen und Rechteträger, also die Kinder selbst, müssen die Kinderrechte kennen, verstehen, auf ihre Lebensumstände anwenden und selbst artikulieren können. Das Projekt ‚Kinderrechte – Das Kind im Mittelpunkt‘ zeigt Kindern und Jugendlichen, die in Einrichtungen der Jugendhilfe leben, wie sie ihre Rechte in ihrem Alltag besser durchsetzen können. In einem partizipativen Prozess lernen sie diese kennen, identifizieren Rechtsverletzungen und nehmen Erwachsene und ihre Kinderrechte-Praxis unter die Lupe. Das befähigt sie dazu, für ihre eigenen Rechte und die anderer Kinder einzustehen.“

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