Projekt des Monats 

"Das ist wie eine Familie für mich" 

Beim  Taekwondo Herringen e.V. in Hamm trainieren Kinder mit und ohne Migrationserfahrung gemeinsam Taekwondo. Gerade für geflüchtete Kinder, die neu nach Deutschland gekommen sind, ist der Verein eine wichtige Anlaufstelle. Dort können sie andere Kinder kennenlernen – und der Sport hilft ihnen dabei, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Unser Projekt des Monats.

Durch die Sporthalle des  Taekwondo Herringen e.V. in Hamm klingen laute Schreie. Ein Mädchen im weißen Trainingsanzug dribbelt über eine Sprossenleiter. Dann rennt sie auf die Übungsleiterin zu und kickt mit ihren Füßen gegen die Schlagkissen: links, rechts, links, rechts. Sie üben gerade die koreanische Kampfsportart Taekwondo. Einmal in der Woche treffen sich beim  Taekwondo Herringen e.V. im Projekt “Gemeinsam stark durch Taekwondo” Kinder mit und ohne Migrationserfahrung, um zusammen zu trainieren. Das Deutsche Kinderhilfswerk fördert das Projekt über den Fonds “Ankommen im Sport”.

Die Kinder, die beim  Taekwondo Herringen e.V. trainieren, kommen zum Beispiel aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder der Ukraine. Einige von ihnen leben schon einige Jahre in Deutschland, andere sind neu hierhergezogen. Für alle ist der Sport eine Möglichkeit, andere Kinder kennenzulernen und nebenbei die deutsche Sprache zu lernen. Beim Training in der Halle sprechen alle Deutsch. Die Übungsleiterinnen und -leiter sprechen zwar auch andere Sprachen wie Farsi oder Russisch und können bei Problemen helfen. “Aber die Kinder sind total offen und integrieren sich schnell”, sagt Cevdet Gürle, der Leiter des Vereins. “Meistens sprechen sie schon nach einem halben Jahr richtig gut Deutsch.”

Die Kinder haben schon in ihren Herkunftsländern trainiert

Im Projekt trainieren zwischen 20 und 30 Kinder miteinander. Die Kinder haben schnell eine feste Gruppe gebildet und Freundschaften entwickelt. “Das ist wie eine zweite Familie für mich”, erzählt die 14-jährige Dina, die im Alter von 9 Jahren mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester aus dem Iran geflohen ist und mittlerweile Teil des Wettkampfteams des Taekwondo Herringen e.V. ist. Im Iran oder auch in der Ukraine ist Taekwondo eine sehr beliebte Sportart. Viele Kinder haben den Sport schon in ihrer Heimat ausgeübt, umso wichtiger ist es für sie, dass sie in Deutschland weitertrainieren können.

Manchmal passiert es, dass Kinder plötzlich nicht mehr zum Training kommen können. Das liegt daran, dass einige Kinder mit ihren Familien in Übergangseinrichtungen wohnen, bis über ihren Asylantrag entschieden wurde. “Sie leben bis zu einem Jahr dort”, berichtet Cevdet Gürle. “In der Zeit wollen sie dann natürlich etwas machen, also kommen sie zum Sport.” Wenn dann über den Antrag entschieden wurde, werden die Familien wegen des Aufnahmeschlüssels oft in eine andere Stadt verlegt. So war das vor Kurzem bei einem Bruder und seiner Schwester, die ins 60 Kilometer entfernte Gelsenkirchen umziehen mussten. Für sie ist die Fahrt zum Verein nun zu weit. “Darüber sind die Kinder alle sehr traurig."

“Der Sport kann ein Ventil sein, um das rauszulassen”

Für die Kinder, die zum Taekwondo Herringen e.V. kommen, ist das Training wichtig, um die Erfahrungen, die sie auf der Flucht gemacht haben, zu verarbeiten. Teilweise sind ihre Familien zerrissen, die Väter oft noch im Herkunftsland. “Der Sport kann ein Ventil sein, um das rauszulassen”, sagt Gürle. Beim Taekwondo bekommen die Kinder Selbstvertrauen und werden selbstbewusster: zum Beispiel, wenn sie die lauten Kampfschreie üben. “Manche Kinder sind am Anfang sehr schüchtern und müssen erst lernen, sich zu trauen”, sagt Cevdet Gürle. “Aber man sieht eine total tolle Entwicklung bei den Kindern, die regelmäßig kommen.” Das berichtet auch die 12-jährige Talia, die mit ihrer Familie aus Syrien geflohen ist und seit mehreren Jahren in Hamm lebt. “Der Sport hat mir viel Selbstbewusstsein und Halt in meinem Leben gegeben.”

Spielen ist ein Kinderrecht

Kinder haben ein Recht darauf, zu spielen und sich zu erholen. Das sagt die UN-Kinderrechtskonvention in Artikel 31. Gut so! Denn Kinder entdecken mit Spielen die Welt. Und noch unendlich viel mehr. Unterstützen Sie uns dabei, viele Spielmöglichkeiten drinnen und draußen zu schaffen!

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„Beim gemeinsamen Sport spielerisch Grenzen zu überwinden – dieser integrative Charakter des Projektes hat uns überzeugt. Kinder mit und ohne Fluchterfahrung erlernen gemeinsam eine neue Sportart im Verein und wurden hierfür mit der nötigen Sportausrüstung ausgestattet. Neben dem gemeinsamen Auspowern befördert der Sport ganz nebenbei wichtige Aspekte wie Gewaltprävention, gegenseitigen Respekt, oder den Abbau kultureller sowie sprachlicher Barrieren und ermöglicht nicht zuletzt jede Menge Selbstwirksamkeitserfahrungen. Damit leisten ehrenamtliche Vereine wie der Taekwondo Herringen e.V. einen wichtigen Beitrag zum Ankommen in der Gesellschaft." 

- aus der Jurybegründung 

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