12.09.2016

Deutsches Kinderhilfswerk fordert breites gesellschaftliches Engagement gegen Kinderarmut in Deutschland

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert Bundesregierung und Bundestag auf, endlich eine umfassende Strategie gegen die Kinderarmut in Deutschland auf den Weg zu bringen. Dazu ist nach Ansicht des Verbandes eine Vielzahl an Reformen insbesondere der Sozialgesetze in Deutschland notwendig, um die Lebenssituation dieser Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Dabei sollten vor allem die Regelsätze für Kinder und Jugendliche, die frühkindliche Bildung, Bildungsgerechtigkeit in der Schule und die Möglichkeiten des gesunden Aufwachsens im Mittelpunkt der Reformen stehen.

„Es ist erschreckend, dass Kinder aus armen Verhältnissen sozial häufiger isoliert, gesundheitlich beeinträchtigt und in ihrer gesamten Bildungsbiografie deutlich belasteter sind als Kinder in gesicherten Einkommensverhältnissen. Die Tatsache, dass trotz guter konjunktureller Rahmendaten die Kinderarmut in Deutschland auf einem skandalös hohen Niveau verharrt, macht deutlich, dass wir ein strukturelles Problem haben, dem Politik und Gesellschaft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und Kompetenzen entgegentreten müssen. Wir brauchen ein breites gesellschaftliches Engagement, denn Armut und Ausgrenzung ist ein Problem der ganzen Gesellschaft. Mit jedem Monat Untätigkeit werden armen Kindern weitere Bildungs- und Entwicklungschancen geraubt, und damit auch ein Stück Zukunft für sie und unsere Gesellschaft. Kinderarmut wirkt sich in vielen Bereichen des Alltags aus, dementsprechend brauchen wir ein Bundesweites Programm zur Bekämpfung der Kinderarmut mit aufeinander abgestimmten Infrastruktur- und Geldleistungselementen, das interdisziplinär an verschiedensten Stellen ansetzt“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, anlässlich der Veröffentlichung <link https: www.bertelsmann-stiftung.de de themen aktuelle-meldungen september kinderarmut-in-deutschland-waechst-weiter-mit-folgen-fuers-ganze-leben _blank external-link-new-window external link in new>der Studie „Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche“ der Bertelsmann Stiftung.

„Die Studie der Bertelsmann Stiftung ist ein erneuter Weckruf an die Bundesregierung, die dem Thema Kinderarmut nicht die nötige Aufmerksamkeit widmet. Weder die notwendige Einführung einer Kindergrundsicherung, noch Maßnahmen in der Gesundheits- oder Bildungspolitik zur Bekämpfung der Kinderarmut stehen anscheinend auf der bundesdeutschen Regierungsagenda. Um die Kinderarmut in Deutschland zu bekämpfen, brauchen wir neben armutsfesten Hartz IV-Regelsätzen eine Beschäftigungspolitik, die Eltern in die Lage versetzt, durch eigene Erwerbstätigkeit sich und ihren Kindern eine ausreichende finanzielle Lebensgrundlage zu bieten. Zudem haben Bund, Länder und Kommunen gemeinsam dafür zu sorgen, dass Einrichtungen für Kinder und Jugendliche so ausgestattet werden, dass sie deren Entwicklung zu eigenständigen Persönlichkeiten bestmöglich fördern können. Ein gesundes Aufwachsen sollte für alle Kinder, unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern, ebenso eine Selbstverständlichkeit sein. Mit Bildung stärken wir die Kinder als Subjekte und ermöglichen es ihnen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und nicht in Resignation zu versinken. Hier sind gute Kitas mit sozial gemischten Gruppen ein wichtiger Ansatzpunkt für mehr Chancengerechtigkeit“, so Krüger weiter.

Die heute von der <link https: www.bertelsmann-stiftung.de de themen aktuelle-meldungen september kinderarmut-in-deutschland-waechst-weiter-mit-folgen-fuers-ganze-leben _blank external-link-new-window external link in new>Bertelsmann Stiftung vorgelegte Studie zeigt, dass Alleinerziehende und Familien mit drei und mehr Kindern besonders stark von Armut betroffen sind. Um hier Abhilfe zu schaffen, muss in erster Linie gewährleistet sein, dass Alleinerziehende sich und ihre Kinder durch eine Erwerbstätigkeit selbst ernähren können. Hierzu braucht es ausreichende und flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie eine stärkere Unterstützung von Alleinerziehenden bei Weiterbildungen oder dem Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Daneben sollte auch das derzeitige Steuersystem überdacht werden, denn Alleinerziehende werden ähnlich besteuert wie Singles, während verheiratete Paare vom Ehegattensplitting profitieren können. Auch der Unterhaltsvorschuss und der Kinderzuschlag gehören reformiert und ausgeweitet, damit Alleinerziehende und ihre Kinder gar nicht erst in den Grundsicherungsbezug rutschen. Zudem brauchen wir insbesondere für Familien mit mehreren Kindern nach Ansicht des Deutschen Kinderhilfswerkes neue Ansätze der Förderung.

Fast 900.000 Kinder, die im Hartz-IV-Bezug leben, obwohl ihre Eltern arbeiten, sind ein Beleg, dass anscheinend der Mindestlohn an den meisten Familien vorbeigeht. Auch hier sollte kurzfristig durch eine grundlegende Reform des Kinderzuschlags und mittelfristig durch die Einführung einer Kindergrundsicherung Abhilfe geschaffen werden.

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