Projekt Temporäre Spielstraßen droht das Aus

100 mal Temporäre Spielstraße Böckhstraße

Rundes Jubiläum in Berlin-Kreuzberg: An diesem Mittwoch, dem 2. August, wird die Böckhstraße im Graefekiez zum 100. Mal zur temporären Spiel- und Nachbarschaftsstraße. Aber nicht nur das: Es ist fast auf den Tag genau auch der 4. Geburtstag des Projekts.

Das Bündnis "Temporäre Spielstraßen" setzt sich dafür ein, dass Kinder die Straßen zurückerobern können. Denn unsere Städte müssen wieder kinderfreundlicher werden!

Konkret funktionieren temporäre Spielstraßen so, dass ein geeigneter (Neben-)Straßen-Abschnitt für mehrere Stunden oder einen ganzen Tag für den Autoverkehr gesperrt wird, um die Fläche anderweitig nutzbar zu machen. Solche Spielstraßen auf Zeit sind mit wenig Kosten realisierbar und ressourcenschonend, weil der Platz, der bereits da ist, einfach genutzt werden kann und keine Umbauten erforderlich sind.

Doch dem Projekt Temporäre Spielstraßen droht das Aus. Laut einem Pressebericht sieht die Berliner Senatsmobilitätsverwaltung im Entwurf für den Doppelhaushalt 2024/2025 nur noch 50.000 Euro jährlich als Finanzierung vor. Um die Spielstraßen weiter am Leben zu erhalten, müssen die für das laufende Jahr angesetzten Haushaltsmittel von 180.000 Euro aber dringend aufrechterhalten werden.

Aus diesem Anlass fordert das Bündnis Temporäre Spielstraßen von den Berliner Bezirksverwaltungen und dem Senat die kontinuierliche Unterstützung nachbarschaftlicher Initiativen, die den Straßenraum in ihrem Umfeld für Spiel und Begegnung nutzen möchten.

Seit dem 7. August 2019 wird die Böckhstraße, eine Seitenstraße des Kottbusser Damms von April bis September immer mittwochs von 14 bis 18 Uhr zum Kieztreffpunkt. Dabei haben nicht nur Kinder viel Spaß, wenn sie gefahrlos mitten auf der Straße spielen und toben können. Die gesamte Nachbarschaft nutzt die Gelegenheit zum Zusammenkommen – von Kleinkindern bis zu Senior*innen sind alle auf den Beinen. Mindestens 10.000 Menschen haben, zurückhaltend geschätzt, inzwischen die Möglichkeit genutzt, die Wohnstraße mittwochnachmittags autofrei zu genießen.

2019 war die Böckhstraße die erste temporäre Spielstraße Berlins und der Beginn einer kleinen Revolution, wie die Bündnissprecherin Gabi Jung sagt. Die Einrichtung der Temporären Spielstraße in der Böckhstraße ging auf die Initiative der Nachbarschaft zurück.

Inzwischen gibt es 24 regelmäßig stattfindende temporäre Spiel- und Nachbarschaftsstraßen in mehreren Berliner Bezirken. Die einzelnen Spielstraßen werden dabei in der Regel von ehrenamtlich Engagierten aus der jeweiligen Nachbarschaft getragen. Berlinweit gab es in den vergangenen vier Jahren zusammengenommen inzwischen über 1000 Termine, rechnerisch also mehr als 250 pro Jahr.

Eine temporäre Spielstraße kann jeder und jede initiieren. Sie fördert das Zusammenleben in einer Straße ungemein. Und die Straße bietet ganz andere Möglichkeiten als ein gerätelastiger Spielplatz – etwa Platz zum Fahrrad-, Inliner- und Rollerfahren oder für Straßenspiele und Kreidebilder. Denn gerade in Wohngebieten fahren Autos zu schnell oder nehmen Kindern parkend den Platz zum Spielen.

Das Bündnis Temporäre Spielstraßen fordert...

 

...von den Berliner Bezirksverwaltungen:

  • Die konsequente Umsetzung des im Leitfaden beschriebenen Verfahrens zur Einrichtung temporärer Spielstraßen in Berlin
  • Die kontinuierliche aktive Unterstützung nachbarschaftlicher Initiativen, die den Straßenraum in ihrem Umfeld für Spiel und Begegnung nutzen möchten.

...von der Berliner Landespolitik:

  • Eine dauerhaft gesicherte und ausreichende Finanzierung der Organisation und Begleitung von temporären Spiel- und Nachbarschaftsstraßen.
  • Ein Hinwirken auf eine Veränderung des Straßenverkehrsrechts, um die vielfältige Nutzung des Straßenraums unkompliziert zu ermöglichen und das im Leitfaden beschriebene Verfahren zu vereinfachen.
  • Ein eindeutiges Bekenntnis zum Recht auf Spiel – auch auf Straßenland!

...von der Bundespolitik:

  • Eine Veränderung von Straßenverkehrsgesetz und StVO, um die vielfältige Nutzung des Straßenraums unkompliziert zu ermöglichen.
  • Das Bündnis unterstützt lokale Initiativen bei der Umsetzung im eigenen Kiez und möchte gleichzeitig zur deutschlandweiten Vernetzung beitragen.

Mehr Informationen zu Temporären Spielstraßen finden Sie hier: Temporäre Spielstraßen (dkhw.de)

 

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