Deutsches Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland fordern gute Bildungschancen für alle
Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland geben ihren Schulen in punkto Chancengleichheit und Gerechtigkeit lediglich mittelmäßige Noten. Insgesamt gehen die Kinder zwar gern oder meistens gern zur Schule und halten den Unterricht für nützlich. Kritisch bewerten die Mädchen und Jungen jedoch zentrale Rahmenbedingungen an den Schulen: das Schulessen und insbesondere die sanitären Anlagen. Auch die Beteiligungsmöglichkeiten schneiden nur mittelmäßig ab. Insgesamt bekommen deutsche Schulen die Durchschnittsnote 2,5. Dies sind Ergebnisse einer Online-Umfrage von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk, an der sich rund 3.000 Kinder und Jugendliche beteiligt haben.
Im Vorfeld des Weltkindertages 2013 haben Mädchen und Jungen aus ganz Deutschland die Chance genutzt, „Schul-Zeugnisse“ auszustellen. Die nicht repräsentative Umfrage gibt kurz vor der Bundestagswahl ein Stimmungsbild, wie Kinder ihre Schule sehen und was dort verbessert werden muss.
Bei einer zentralen Aktion zum Weltkindertag füllten Schülerinnen und Schüler der Berliner Grundschule an der Marie vor dem Brandenburger Tor ein überdimensionales Schulzeugnis aus. Unterstützt wurden sie dabei vom KiKA-Moderator und UNICEF-Paten Felix und dem Botschafter des Deutschen Kinderhilfswerkes, Schauspieler Daniel Aichinger.
„Die deutschen Schulen sind zwar nicht unmittelbar versetzungsgefährdet – brauchen aber in einigen Fächern Nachhilfe“, erklärte Heidi Wurster, Vorstandsmitglied von UNICEF Deutschland. „Die Schulen und die Bildungspolitik sollten die Meinung der Kinder ernst nehmen.“
„Der Anspruch der Schulen, jedem Kind gerechte Chancen einzuräumen, ist aus Sicht der Kinder offensichtlich nicht überall verwirklicht“, sagte Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes. „Gleiche Chancen für alle Kinder zu schaffen, ist eine der größten Aufgaben für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“
Das Interesse der Kinder an der im Juni gestarteten Online-Umfrage war sehr hoch. Bemerkenswert ist, dass viele junge Kinder teilgenommen haben (Durchschnittsalter 11-12 Jahre). Die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland – die meisten aus den bevölkerungsreichen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg.
Die Noten im Einzelnen:
• Die Mehrzahl der Kinder hält ihre Schule für nützlich (2,0).• Sie gehen dort insgesamt gern oder meistens gern hin – der Spaß an der Schule bekommt die Note 2,4.• Auffällig ist, dass dagegen die Rahmenbedingungen vielen Kindern nicht gut gefallen. So erhält das Schulessen lediglich eine 3,0. Mit Abstand am schlechtesten schneiden die sanitären Anlagen und die Hygiene ab (Note 3,4).• Es ist erklärter Anspruch der Schule und des Bildungssystems, allen Kindern gleiche Chancen zu geben. Doch in diesen Punkten geben die Kinder eher mittelmäßige Noten (Chancengleichheit 2,4 und Gerechtigkeit 2,5). • Bei der Frage nach Unterstützung bei Gewalt geben die Kinder eine 2,3. Zahlreiche Kommentare zur Umfrage zeigen, dass das Thema Mobbing für viele Kinder ein Problem darstellt. Mobbing wird von ihnen jedoch nicht unmittelbar mit Gewalt gleichgesetzt.• Auch die Beteiligungsmöglichkeiten bewerten die Kinder insgesamt nur mittelmäßig (2,6).
Über 1.300 Kinder haben ausführliche Kommentare zu aus ihrer Sicht wichtigen Themen abgegeben.
• Die meisten und sehr kritischen Kommentare gab es zum Thema Hygiene: „Ich will, dass die Toiletten sauberer werden. Es ist sehr eklig, wenn überall Klopapier liegt und es stinkt.“• Großes Thema sind auch fehlende Spielmöglichkeiten in der Schule: „Ich finde, es sollte mehr Spielgeräte geben, weil alle Kinder nur drinnen oder draußen rumsitzen und sich nicht bewegen.“• Ein weiteres Topthema ist das Schulessen: „Das Essen in unserer Mensa ist nicht lecker, manchmal sind auch Haare und sonstiges im Essen.“ oder „Das Essen ist überteuert und zu gesalzen, damit die Kinder mehr zu trinken kaufen.“
Viele Kinder äußerten auch konkrete Wünsche zur Verbesserung des Schullebens:• „Ich wünsche mir mehr Schülerbeteiligung an meiner Schule. Viele Entscheidungen die auch Schüler betreffen werden häufig nur von Lehrern getroffen und mit uns nicht abgestimmt.“• „Es sollte kleinere Klassen geben, die Lehrer sollten sich mehr Zeit auch für Schwächere nehmen und es sollte größere Klassenräume geben.“• „Wir brauchen mehr Gerechtigkeit von Lehrern. Wenn man da hingeht hat man eher Angst als Selbstbewusstsein.“
UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk haben den diesjährigen Weltkindertag – kurz vor der Bundestagswahl – unter das Motto „Chancen für Kinder!“ gestellt. Sie treten damit für das Recht auf eine gute Bildung und gleiche Chancen für alle Kinder ein.
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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.