Das Deutsche Kinderhilfswerk appelliert zum heutigen Weltflüchtlingstag an Staat und Gesellschaft, die Situation von geflüchteten Kindern in Deutschland wieder stärker in den Fokus zu nehmen. Nachdem die Interessen und Bedürfnisse aller Kinder im Zuge der Coronapandemie oftmals hintenanstehen mussten, mangelt es aus Sicht der Kinderrechtsorganisation in der derzeitigen Flüchtlingspolitik insbesondere an der Berücksichtigung des Kindeswohls und einem gleichberechtigten Zugang zu grundlegenden Kinderrechten wie Bildung und Gesundheit für geflüchtete Kinder. Probleme gibt es auch in der Frage kindgerechter Gerichts- und Asylverfahren, des Zugangs zum Kinder- und Jugendhilfesystem, beim Familiennachzug sowie bei der Unterbringung von geflüchteten Kindern in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften. Die Integration von geflüchteten Kindern und ihren Familien sowie ihre Teilhabe und Partizipation an unserer Gesellschaft sollte mehr als bisher Leitlinie der bundesdeutschen Migrations- und Integrationspolitik werden. Denn die Rechte des Kindes gelten in Deutschland unabhängig von der Herkunft oder Nationalität des Kindes.
Eine vor kurzem vom Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge veröffentlichte Umfrage zeigt auf, dass Rechtsschutzmo?glichkeiten im Kontext bundesweiter Verteilung, Alterseinscha?tzung und Hilfegewährung nach wie vor unzureichend seien, und ein großer Teil der Jugendlichen unter der Unmöglichkeit von Familienzusammenführungen leide. Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichten in alarmierendem Ausmaß, dass jugendliche Geflüchtete massiv unter Gewalterfahrungen leiden und in kontinuierlich ansteigendem Ausmaß von Alltags- und institutionellem Rassismus betroffen seien. Die Umfrage berücksichtige auch die drastischen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lebensumstände junger Geflüchteter. Unterbrechungen laufender Asylverfahren, Sammel-Quarantäne und Isolation in Großunterkünften und damit einhergehend zusätzliche Benachteiligung im Bildungszugang, gesundheitliche Risiken sowie zusätzliche Stigmatisierungen wirkten sich beträchtlich auf die Lebensumstände der jungen Menschen aus.
„Zu den großen Verlierern und Verliererinnen der Corona-Pandemie zählen gerade geflüchtete Kinder und Jugendliche. Geschlossene Schulen und Kitas haben bei ihnen vielfach dazu geführt, dass sie in ihrem Spracherwerb und auch schulisch weit zurückgeworfen wurden. Homeschooling ohne Hilfe der Eltern, oftmals ohne ausreichende Hard- und Software sowie Internetzugang in einer Gemeinschaftsunterkunft funktioniert eben nicht. In den politischen Diskussionen um Schul- und Kitaöffnungen sind Flüchtlingskinder und ihre Familien aber konsequent ausgeblendet worden. Sie wurden vielfach einfach ihrem Schicksal überlassen. Mit der zunehmenden Normalisierung des Alltags, der trotz der nach wie vor bestehenden Unsicherheiten in der Corona-Pandemie auch im Bildungsbereich wieder Einzug hält, muss noch stärker als zuvor der Blick auf einen gleichen Zugang für alle Kinder zu Unterstützungs- und Förderangeboten gelegt werden“, betont Anne Lütkes, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerkes.
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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.