Tempo 30 muss Regel statt Ausnahme werden! Straßenverkehrsordnung jetzt ändern – Verkehrsminister der Länder dürfen neue Chance nicht verschenken

Am Donnerstag und Freitag werden die Verkehrsminister der Länder bei ihrer Konferenz in Rostock über eine generelle Tempo-30-Vorschrift vor Schulen, Kindertagesstätten und Krankenhäusern diskutieren. Außerdem soll es Städten und Gemeinden grundsätzlich erleichtert werden, innerorts Tempo 30 auszuweisen.

Am Donnerstag und Freitag werden die Verkehrsminister der Länder bei ihrer Konferenz in Rostock über eine generelle Tempo-30-Vorschrift vor Schulen, Kindertagesstätten und Krankenhäusern diskutieren. Außerdem soll es Städten und Gemeinden grundsätzlich erleichtert werden, innerorts Tempo 30 auszuweisen.

Der ökologische Verkehrsclub VCD, das Deutsche Kinderhilfswerk und Robin Wood begrüßen diesen Vorstoß der Verkehrsminister aus den rot-grün regierten Bundesländern. Sie fordern die Länder auf, sich auf eine entsprechende Beschlussfassung zu einigen und damit den ersten und wichtigen Schritt hin zu einer Novellierung der Straßenverkehrsordnung (StVO) zu gehen.

Wolfgang Aichinger, verkehrspolitischer Referent beim VCD: „Die Änderung der starren und veralteten Straßenverkehrsordnung in Deutschland ist längst überfällig. Bis heute ist Deutschland das einzige europäische Land, wo Kommunen, die die Bedingungen vor Ort am besten kennen, nicht selbständig entscheiden dürfen, welche Innenstadtgeschwindigkeit gelten soll. Die Folge sind kleinteilige Wechsel von Tempo 50 und Tempo 30, die unübersichtlich sind, Unzufriedenheit schüren und auf keinen Fall den Verkehrsfluss verbessern.“

Der nun diskutierte Vorschlag, generell Tempo 30 vor sensiblen Einrichtungen einzuführen, ist wichtig, geht aber aus Sicht der Verbände nicht weit genug. Auch verknüpft mit Vereinfachungen der rechtlichen Vorgaben für Städte und Gemeinden kann Tempo 30 erst vollständig wirksam werden, wenn die Ausnahme zur Regel wird und zwar flächendeckend innerorts. Bislang ist dies nicht möglich, da die StVO festlegt, dass auf übergeordneten Straßen kein Tempo 30 gelten darf.

Claudia Neumann, Spielraumexpertin des Deutschen Kinderhilfswerkes betont: „Statistiken belegen es: Tempo 30 rettet Leben, erhöht die Verkehrssicherheit und schafft Klarheit. Zudem sind Kinder und Jugendliche im gesamten städtischen Raum und nicht nur 50 Meter vor und hinter einer Schule unterwegs. Wir brauchen Tempo 30 als Basis innerorts. Das heißt auch, Tempo 50 ist weiterhin möglich, aber nur dort, wo es notwendig und sicher ist.“

Dass Tempo 30 zudem nicht den Verkehrsfluss beeinträchtigt, zeigen Erfahrungen aus London und New York, wo bereits Tempo 30 flächendeckend gilt. Es gab keine negativen Effekte, vielmehr hat sich die Lebensqualität verbessert. Der Verkehrsfluss verstetigte sich, die Kapazität der Straße stieg, der Lärm konnte spürbar reduziert werden und das Nachbarschaftsleben wurde gestärkt.

Monika Lege, Fachreferentin für Verkehr bei Robin Wood: „Die Verkehrsministerkonferenz kann jetzt den Anstoß dazu geben, die in Deutschland unnötig komplizierten Regeln zu vereinfachen und den Menschen vor Ort den dringend nötigen Handlungsspielraum bei der Gestaltung lebenswerter Städte zurück zu geben. Die Länder sollten den Fakten Gehör schenken und das Tempolimit als Tabu beseitigen.“

Das Deutsche Kinderhilfswerk, der Umweltschutzverein Robin Wood und der ökologische Verkehrsclub VCD engagieren sich bereits seit 2013 für Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts. Sie unterstützten die erste Europäische Bürgerinitiative <link http: de.30kmh.eu _blank external-link-new-window external link in new>„30km/h – macht die Straßen lebenswert!“, aus der das gleichnamige Netzwerk mit über 70 Organisationen aus 18 europäischen Ländern hervorging.

Heike Aghte, Sprecherin des Bürgerkomitees der EBI „30km/h – macht die Straßen lebenswert!“: „Wo Städte selbst bestimmen können, trifft Tempo 30 auf große Akzeptanz. Das beweist Großbritannien, wo Bürgerinnen und Bürger sogar selber auf ihre lokalen Entscheidungsträger zugegangen sind, in über 250 Orten. Die Zustimmungsrate liegt nach der Einführung bei bis zu 80 Prozent.“

Für Rückfragen und Interviewwünsche:

Anja Smetanin, VCD-Pressesprecherin
Fon 030/280351-12, Fax -10
<link mail window for sending>presse@vcd.org

Monika Lege, Fachreferentin Verkehr, Robin Wood
Fon 040/380 892 12
<link mail window for sending>verkehr@robinwood.de

Uwe Kamp, Pressesprecher Deutsches Kinderhilfswerk
Fon 030/308693-11
<link mail window for sending>presse@dkhw.de

Heike Aghte, Europäische Bürgerinitiative
Fon 0170/5389971
<link mail window for sending>heike.aghte@30kmh.eu

Diese Nachrichten könnten Sie noch interessieren

Beteiligung

Aktuelle Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes zur Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen: Ausbaufähige Werte in Familien und Schulen, katastrophale Situation in den Kommunen

Die Kinder und Jugendlichen in Deutschland bewerten ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten bei Entscheidungen, die sie betreffen, sowohl im familiären Bereich als auch in den Schulen als ausbaufähig. 57 Prozent können in ihren Familien häufig mitbestimmen, in Schulen sind es hingegen nur noch 29 Prozent. Für 24 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die Mitglied in Vereinen sind, gehört Mitbestimmung dort…

Mehrere Kinder mit Schulranzen überqueren gemeinsam eine Straße.
Spiel und Bewegung

Fast jedes fünfte Kind fühlt sich nicht sicher auf dem Schulweg – Problem auch in Bayern

Das Deutsche Kinderhilfswerk, der ökologische Verkehrsclub VCD und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) zeigen sich schockiert über die Ergebnisse einer Befragung von Kindern zum Thema Schulwegsicherheit: Bundesweit fühlen sich fast ein Fünftel, nämlich 18 Prozent, auf dem Schulweg unsicher. In Orten mit über 100.000 Einwohnenden steigt diese Zahl auf ein Viertel der Kinder (24 Prozent). In…

51 Akteur*innen aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaft fordern Umdenken der Politik im Kampf gegen Kinderarmut

Der Ratschlag Kinderarmut, ein Zusammenschluss aus 51 Akteur*innen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft, fordert ein konsequentes Umdenken der Politik im Kampf gegen die Armut von Kindern und Jugendlichen. Bund, Länder und Kommunen müssen endlich gemeinsam an einem Strang ziehen!  Weg von einem Kooperationsverbot zwischen den föderalen Ebenen und hin zu einem Kooperationsgebot.

Ein Aufwachsen…