Straßen für Kinder machen Städte lebenswerter für alle! Deutschland hinkt im europäischen Ranking bei kinderfreundlicher Mobilität hinterher – Zehntausende demonstrieren

Eine neue europäische Studie des Clean Cities Netzwerks zeigt: Deutsche Städte sind nicht auf Kinder eingestellt – und hinken bei der Verkehrswende hinterher. Schulstraßen sind die Ausnahme, sichere Schulwege fehlen, Tempo 30 und geschützte Radwege sind selten. Paris, London und Helsinki beweisen, dass es anders geht. Daher demonstrieren vom 5. bis 25. Mai bundes- und europaweit Zehntausende im Rahmen der Aktionswochen "Straßen sind für alle da" – mit Kidical Mass Fahrraddemos, Schulstraßenaktionen und Fahrradbussen/Bicibus. Sie fordern Straßen, die sich an den Bedürfnissen von Kindern orientieren – und damit das Leben für alle Generationen lebenswerter machen.

Simone Kraus, Sprecherin des Kidical Mass Aktionsbündnisses: „Wir stellen keine absurden Forderungen. Seit Jahren richten wir den Fokus auf eine Verkehrswende mit dem Maßstab Kind: Schulstraßen, Tempo 30, sichere Radwege. Das ist ein Gewinn für alle Generationen! 

Es ist großartig, dass die Studie genau diesen Zusammenhang mit Daten belegt. Jetzt heißt es für die deutschen Städte: Von den europäischen Vorbildern lernen, Mut zur Veränderung zeigen und endlich loslegen!“

Kai Hanke, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Es spricht Bände, dass keine deutsche Stadt bei dieser Studie unter den TOP 10 landet. Deswegen braucht es jetzt dringend ein verkehrspolitisches Umdenken. Alle Kinder und Jugendlichen sollen sich sicher und selbständig mit dem Fahrrad bewegen können. Kinder, die sich selbständig im Straßenverkehr bewegen und beispielsweise mit dem Rad zur Schule kommen, tun etwas für ihre gesunde Lebensweise und entwickeln vor allem ein Gefühl für ihren Sozialraum und ihre Mitmenschen. Das stärkt ihre Eigenständigkeit und fördert ihr Selbstbewusstsein und soziale Kompetenzen in der Wahrnehmung unterschiedlicher Lebensverhältnisse. Daher fordern wir eine an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen ausgerichtete Verkehrspolitik und eine echte Mobilitätswende!“

Mut zur Veränderung ist jetzt gefragt

Jetzt sind die Verantwortlichen in Kommunen, Ländern und im Bund gefordert. Sie müssen kinderfreundliche Mobilität zur Priorität machen und handeln. Denn auch in Deutschland gilt: Es mangelt nicht an Lösungen. Es scheitert nicht an der Rechtslage. Mit der StVO-Novelle 2024 haben Städte und Gemeinden mehr Handlungsspielraum. Doch auch Länder und der Bund stehen in der Verantwortung: Es braucht klare, überprüfbare Zielvorgaben, gezielte Förderprogramme und eine weitere Reform des Straßenverkehrsrechts, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Jens Müller, stellvertretender Direktor des Netzwerks Clean Cities: „Kinder, die sich viel bewegen, sind glücklicher, gesünder und lernen leichter in der Schule. Sichere Schulwege sollten daher in jeder Stadt Normalität sein. Unsere Nachbarländer zeigen, wie das geht. Wer heute zum Beispiel durch Paris läuft, erkennt die Stadt kaum wieder. Vor allem dank Schulstraßen, sicheren Tempolimits und geschützten Radwegen, die sich auch andernorts schnell und ohne große Kosten umsetzen lassen.“

Straßen für Kinder, Städte für alle

Die Forschung belegt: Kinderfreundliche Städte schaffen mehr Lebensqualität für alle. Das Städteranking 2025 zu kinderfreundlicher Mobilität vergleicht 36 europäische Städte und bewertet, inwiefern Kindern Vorrang bei der Mobilitätsplanung eingeräumt wird. 

Grundlage sind drei Schlüsselindikatoren, die mit Empfehlungen der EU-Kommission und UNICEF übereinstimmen:

  • Anteil der Grundschulen mit Schulstraßen
  • Anteil des Straßennetzes mit Tempo 30 oder weniger
  • Anteil geschützter Radinfrastruktur

Für Deutschland wurden München (Platz 12.), Berlin (15.), Köln (17.) und Hamburg (18.) untersucht. Das Fazit: In allen drei Kategorien besteht deutlicher Nachholbedarf. Paris schneidet in allen Kategorien gut ab. London ist führend bei der Zahl der Schulstraßen vor Grundschulen und Helsinki verfügt neben Paris über besonders viele geschützte Radwege. Diese Städte machen vor, wie klare politische Ziele und mutige Entscheidungen mit niedrigschwelligen Maßnahmen zu schnellen Veränderungen führen. Auch deutsche Städte können – und müssen – jetzt handeln.

Über das Kidical Mass Aktionsbündnis:

Die Kidical Mass ist eine weltweite Bewegung. Mit Aktionen wie Fahrraddemos, Schulstraßen und Fahrradbussen setzt sich das Aktionsbündnis für sichere und lebenswerte Straßen ein – für Kinder und alle Generationen. Allein im Frühjahr und Herbst 2024 beteiligten sich über 200.000 Menschen an mehr als 1.100 Aktionen im Rahmen der Aktionswochen. Herzstück der Bewegung sind über 700 lokale Organisationen und Initiativen – dezentral, selbstorganisiert und gemeinsam stark. Unterstützt wird das Bündnis von überregionalen Partnern wie ADFC, Campact, Changing Cities, Clean Cities Campaign, Deutsches Kinderhilfswerk, Greenpeace, Parents For Future, Pro Velo Schweiz, VCD und Zukunft Fahrrad.

Das Netzwerk Clean Cities bringt europaweit mehr als 120 zivilgesellschaftliche Organisationen zusammen, die sich für eine sichere, gesunde und bezahlbare Mobilität in Städten einsetzen. Das Netzwerk veröffentlicht dazu unter anderem themenbezogene Städtevergleiche. Der aktuelle Vergleich zu kinderfreundlicher Mobilität ist die dritte Ausgabe seit 2021.

Hashtags: #KidicalMass #StrassenFürAlle #StreetsForKids #SelbstUndSicher

Infos zum Aktionsbündnis https://kinderaufsrad.org/  & Alle Aktionsorte https://kinderaufsrad.org/aktionsbuendnis/#aktionsorte 

Zur Studie der europäischen Städte in Bezug auf kinderfreundliche Mobilität: https://cloud.kinderaufsrad.org/s/2pZpgqCtEfbFBP2 

Fotos (redaktionell frei) herunterladen: https://cloud.kinderaufsrad.org/s/9LyzPS24bTazyMS 

Weitere Informationen und Rückfragen: Sandra Röseler, stv. Pressesprecherin

Telefon: 030-308693-92
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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit mehr als 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, bei ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen und der Überwindung von Kinderarmut. Ziel ist insgesamt die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe aller Kinder in Deutschland.

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