Warum engagiert ihr euch in dem Projekt?
Emma: Ich habe schon bei anderen Wahlen bei ähnlichen Projekten mitgemacht. Ich interessiere mich sehr für Politik und bin bei uns auch im Kinder- und Jugendbeirat aktiv. Mir macht das Spaß: Projekte für andere zu organisieren und zu planen.
Finn: So ähnlich ist das bei mir auch. Ich beschäftige mich auch so viel mit der Bundestagswahl, deshalb habe ich mich sofort gemeldet. Insgesamt sind wir ein Team von zehn Leuten, die die Workshops organisieren. Um uns darauf vorzubereiten haben wir eine Fahrt nach Berlin gemacht. Dort haben wir ein Seminar bekommen, unsere Workshops geplant und auch die Landesvertretung von Schleswig-Holstein besucht.
Was genau macht ihr bei den Workshops?
Emma: Die Workshops finden an zwei Schulen statt – eine davon ist unsere eigene Schule. Wir haben Politiker*innen aus unserem Wahlkreis eingeladen. Es gab vier Workshops zu unterschiedlichen Themen: Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft und eine ganz offene Diskussionsrunde. Die habe ich moderiert. Da konnten alle die Fragen einbringen, die sie interessieren: zum Beispiel zu Klima und viel zu Bildung, denn das betrifft uns Schüler*innen ja direkt. Jemand wolle zum Beispiel wissen, ob Bildung mehr vom Bund organisiert werden könnte.
Finn: Die anderen sollten ihre eigenen Fragen loswerden können, das war uns wichtig. In meinem Workshop ging es um Wirtschaft. Die Schüler*innen haben sich dann auf vier Tische aufgeteilt und die Politiker*innen sind abwechselnd zu ihnen an die Tische gekommen und haben mit ihnen über ihre Fragen gesprochen. Auch bei der Podiumsdiskussion, die wir vor der Wahl noch planen, haben wir vorher eine Umfrage in allen Klassen gemacht, welche Themen interessant wären.
Wie waren die Diskussion mit den Politiker*innen bislang für euch?
Emma: Insgesamt gut, ich fand, dass sie auf Augenhöhe mit uns gesprochen haben und auch auf das, was wir gesagt haben, eingegangen sind.
Finn: ... manchmal mussten wir die Antworten aber auch aus ihnen herauskitzeln.
Emma: Stimmt. Es gab außerdem einige Falschaussagen, das war schwierig. Wir haben die so gut es ging gleich berichtigt. Es waren auch pädagogische Fachkräfte vom Jugendverband dabei, die uns unterstützt haben. Nach den Workshops haben wir außerdem im Unterricht noch über einiges gesprochen, das gesagt wurde.
Welches Feedback haben euch eure Mitschüler*innen gegeben?
Finn: Also für alle, die sich für Politik interessieren, war es ein Segen. In meinem Workshop hat sich ein Schüler richtig intensiv mit einem Politiker unterhalten und mir danach auch gesagt, dass ihn das weitergebracht hat. Deshalb finde ich auch, dass wir solche Projekte unbedingt weitermachen müssen.
Emma: Man bekommt ja selten die Möglichkeit, mit Politiker*innen zu reden. Es hat bestimmt nicht alle gleich viel interessiert aber an den Reaktionen habe ich gemerkt: Die verfolgen das gerade alle! Das fand ich schön.
Fühlt ihr euch von der Politik gesehen?
Finn: Themen, die uns angehen, werden wenig kommuniziert. Im Wahlkampf ist Migration so ein großes Thema - für uns ist das viel weniger ein Problem und es kommt auch bei unseren Workshops kaum vor.
Emma: Wenn wir über Politik sprechen, dann eher darüber, dass unsere Schule dringend renoviert werden muss oder wir mit dem ÖPNV nicht gut angebunden sind. Man spürt, dass diese Themen gerade keine Priorität haben. Das finde ich schade. Wir sind ja trotzdem ein Teil der Gesellschaft, auch wenn wir nicht wählen dürfen. Mich frustriert das sehr, dass ich nicht wählen darf. Deshalb ist es mir ganz wichtig, dass die Leute, die wählen dürfen, ihre Stimme auch nutzen.
Jurybegründung zum Projekt des Monats
„Die Interessen von Kindern und Jugendlichen kommen im Wahlkampf gerade viel zu kurz. Umso wichtiger sind Initiativen wie die aus Neumünster, bei denen Politiker*innen vor der Wahl mit jungen Menschen in Kontakt kommen und mit ihnen über Themen sprechen, die sie bewegen. Dass sich in diesem Projekt engagierte Schüler*innen der Sache selbst angenommen und Workshops für andere Kinder und Jugendliche konzipiert und moderiert haben, ist großartig. Dieses Engagement zeigt ganz deutlich, dass junge Menschen Lust auf Politik haben und sie mitgestalten wollen. Dazu sollten sie unabhängig von Wahlen viel öfter die Gelegenheit bekommen."