Deutsches Kinderhilfswerk: Situation Alleinerziehender und ihrer Kinder verbessern

Das Deutsche Kinderhilfswerk drängt auf eine deutliche Verbesserung der Lebenssituation von Alleinerziehenden und ihren Kindern in Deutschland. Trotz einzelner Verbesserungen in den letzten Jahren werden diese aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes nicht ausreichend unterstützt. Dabei sind Änderungen sowohl im Steuersystem und bei den finanziellen Unterstützungsleistungen als auch bei der sozialen Infrastruktur notwendig.

„Ein-Eltern-Familien sind schon lange keine Randerscheinung mehr, und trotzdem werden sie vom Staat nicht ausreichend unterstützt. Das Fehlen einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen und kostenfreien Kinderbetreuung trägt entscheidend zur strukturellen Schlechterstellung von Ein-Eltern-Familien bei. Hinzu kommt, dass das Steuerrecht Alleinerziehende systematisch benachteiligt. Sie werden ähnlich besteuert wie Singles, während verheiratete Paare vom Ehegattensplitting profitieren können. Die Leidtragenden dieser Benachteiligung sind vor allem die Kinder. Wachsen sie in Armut auf, verschlechtert sich oftmals nicht nur ihre Gesundheit, dies hat auch negative Auswirkungen auf ihre Bildungschancen und damit auf ihre gesamte Zukunft“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, anlässlich der heutigen Debatte im Deutschen Bundestag zur Lebenssituation von Alleinerziehenden und ihren Kindern.

„Die Anhebung des Entlastungsbetrages für Alleinerziehende auf 1.908 Euro war ein guter Anfang, dem jetzt weitere Schritte folgen müssen. Wir brauchen beispielswiese Änderungen beim Unterhaltsvorschuss. Dieser sollte den Mindestunterhalt abdecken und der Staat ist in der Pflicht schneller einzuspringen, wenn Eltern ihren Unterhaltspflichten nicht nachkommen. Außerdem ist es für Alleinerziehende wichtig, dass sie besondere Unterstützung bekommen, wenn die Kinder älter werden und die Aufwendungen für Bildung, Freizeit, kulturelle Aktivitäten und Persönlichkeitsentwicklung steigen. Aber gerade dann wird oft kein Unterhaltsvorschuss mehr gezahlt, weil entweder die derzeit höchstzulässige Gesamtdauer von sechs Jahren erreicht ist oder das Kind das 12. Lebensjahr vollendet hat. Das muss sich ändern“, so Hofmann weiter.

Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes sollte zudem das Kindergeld nicht länger in voller Höhe vom Unterhaltsvorschuss abgezogen werden, sondern wie beim Unterhalt nur die Hälfte. Wo es Hilfsangebote für Alleinerziehende gibt, wie beispielsweise Kinderzuschlag und Wohngeld, gilt es Hürden abzubauen. Die Hilfen müssen oft bei vielen unterschiedlichen Stellen mit verschiedenen Fristen und Formularen beantragt werden. Das ist mit dem strapazierten Zeitbudget Alleinerziehender oftmals nur schlecht vereinbar.

 

Weitere Informationen und Rückfragen: Uwe Kamp, Pressesprecher
Telefon: 030-308693-11
Mobil: 0160-6373155
Fax: 030-2795634
Mail: presse@dkhw.de
Internet: www.dkhw.de
Facebook: www.facebook.com/dkhw.de
Twitter: @DKHW_de
Instagram: deutscheskinderhilfswerk_e.v

Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.

Diese Nachrichten könnten Sie noch interessieren

Beteiligung

Aktuelle Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes zur Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen: Ausbaufähige Werte in Familien und Schulen, katastrophale Situation in den Kommunen

Die Kinder und Jugendlichen in Deutschland bewerten ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten bei Entscheidungen, die sie betreffen, sowohl im familiären Bereich als auch in den Schulen als ausbaufähig. 57 Prozent können in ihren Familien häufig mitbestimmen, in Schulen sind es hingegen nur noch 29 Prozent. Für 24 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die Mitglied in Vereinen sind, gehört Mitbestimmung dort…

Mehrere Kinder mit Schulranzen überqueren gemeinsam eine Straße.
Spiel und Bewegung

Fast jedes fünfte Kind fühlt sich nicht sicher auf dem Schulweg – Problem auch in Bayern

Das Deutsche Kinderhilfswerk, der ökologische Verkehrsclub VCD und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) zeigen sich schockiert über die Ergebnisse einer Befragung von Kindern zum Thema Schulwegsicherheit: Bundesweit fühlen sich fast ein Fünftel, nämlich 18 Prozent, auf dem Schulweg unsicher. In Orten mit über 100.000 Einwohnenden steigt diese Zahl auf ein Viertel der Kinder (24 Prozent). In…

51 Akteur*innen aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaft fordern Umdenken der Politik im Kampf gegen Kinderarmut

Der Ratschlag Kinderarmut, ein Zusammenschluss aus 51 Akteur*innen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft, fordert ein konsequentes Umdenken der Politik im Kampf gegen die Armut von Kindern und Jugendlichen. Bund, Länder und Kommunen müssen endlich gemeinsam an einem Strang ziehen!  Weg von einem Kooperationsverbot zwischen den föderalen Ebenen und hin zu einem Kooperationsgebot.

Ein Aufwachsen…