Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert von Bund, Ländern und Kommunen größere Kraftanstrengungen zur Verbesserung der Personalsituation in den Kindertagesstätten in Deutschland. Dazu braucht es aus Sicht der Kinderrechtsorganisation derzeit vor allem eine groß angelegte Fachkräfteoffensive. Diese muss mit einer weitreichenden Verbesserung der häufig prekären Arbeitsbedingungen und dem vermehrten Bau von Kindertageseinrichtungen ebenso einhergehen wie mit einer zukunftsfähigen Weiterentwicklung der Ausbildungen pädagogischer Fachkräfte, um künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein und das Berufsfeld nachhaltig attraktiver zu gestalten. Gute Kitaangebote für alle zu schaffen und zu erhalten ist eine Daueraufgabe, die Länder und Kommunen nicht allein stemmen können. Deshalb muss das finanzielle Engagement des Bundes nach Ansicht des Deutschen Kinderhilfswerkes verstetigt und erhöht werden.
„Die heute von der Bertelsmann Stiftung vorgelegten Zahlen belegen einen anteiligen Rückgang der Fachkräfte in deutschen Kitas. Das ist ein weiteres Alarmsignal. Die Auswirkungen der prekären Rahmenbedingungen auf das Personal in Kindertageseinrichtungen sind dramatisch. Darunter leiden alle, die Beschäftigten in den Kitas und die Kinder. So bleiben unter diesen Bedingungen letztlich auch die Kinderrechte auf der Strecke, da weder die individuellen Bedürfnisse der Kinder angemessen berücksichtigt werden können, noch sich das pädagogische Potenzial der Erzieherinnen und Erzieher ausreichend entfalten kann. Um das System frühkindlicher Bildung zu verbessern, braucht es solidarische Verteilungsschlüssel finanzieller Mittel, die den sogenannten Königsteiner Schlüssel ablösen und die dazu beitragen, bestehende Ungleichheiten im Zugang zu frühkindlicher Bildung einzudämmen. Dabei soll auch die unterschiedliche finanzielle Ausstattung der Länder bei vergleichbarer sozioökonomischer Bevölkerungsstruktur mit einbezogen werden. Gebiete mit einem hohen Anteil sozioökonomisch benachteiligter Kinder leiden häufig besonders unter unzureichenden Angeboten und fehlendem Personal. Diese Gebiete sollen bei der Finanzierung priorisiert werden“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, anlässlich der Veröffentlichung des „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme 2024“ der Bertelsmann Stiftung.
„Das Ausbildungsangebot für Kita-Fachkräfte muss vereinheitlicht und ausgebaut werden, gleichzeitig darf das Qualifikationsniveau nicht heruntergesetzt werden. Eine Ausweitung der Ausbildungs- und Lehrkapazitäten an den Fachakademien für Sozialpädagogik und ein Ausbau der Studienplätze im Bereich Frühpädagogik ist dringend notwendig. Zudem braucht es eine angemessene Ausbildungsvergütung. Die Ausbildung muss bundesweit kostenfrei sein und die Altersvorsorge muss auch in der schulischen Ausbildung gewährleistet werden“, so Hofmann weiter.
„Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sind weitere Maßnahmen angezeigt, beispielsweise die Implementierung von Gesundheitsförderungsprogrammen der Berufsgenossenschaften und Krankenkassen für Fachkräfte. Aufgrund der erhöhten körperlichen Belastungen, denen Fachkräfte ausgesetzt sind, braucht es zudem Lärmschutz- und Rückenpräventionsmaßnahmen, außerdem müssen Fachkräfte zur Stress- und Burnoutprävention Supervisions- und Weiterbildungsangebote wahrnehmen können“, so Holger Hofmann.
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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.