Mit einem Appell für eine bessere Verankerung von Kinderrechten und ganzheitlicher Demokratiebildung im schulischen Hort- und Ganztagsbereich hat heute in Berlin die Online-Fachtagung „Demokratiebildung in der Grundschule – Hort und Ganztag als unterschätzte Räume“ begonnen. Dabei wurde insbesondere betont, wie wichtig frühe Demokratiebildung gerade angesichts zunehmender Angriffe auf die Demokratie und auf das Zusammenleben in Vielfalt ist. Zudem wurde die Notwendigkeit unterstrichen, bei der Förderung demokratischer Kompetenzen frühzeitig und vor allem lebensweltbezogen anzusetzen. Ausgerichtet wird die Fachtagung vom „Kompetenznetzwerk Demokratiebildung im Kindesalter“, bestehend aus den Trägerorganisationen Institut für den Situationsansatz (ISTA) und Deutsches Kinderhilfswerk, das im Bundesprogramm “Demokratie leben!” gefördert wird.
„Der 16. Kinder- und Jugendbericht bezeichnet den Hort- und Ganztagsbereich im Hinblick auf demokratische Bildung als ‚unterschätzten Raum‘. Diesen Raum gilt es im Sinne einer ganzheitlichen Demokratiebildung vor allem mit Kinderrechten zu füllen. Dabei dürfen Kinderrechte nicht nach Gutdünken zugestanden werden und vom Engagement einzelner Fachkräfte abhängig sein, sondern müssen immer und überall der Maßstab sein, wenn es um die Interessen und Bedarfe von Kindern und Jugendlichen geht. Das gilt sowohl für den schulischen als auch für den außerschulischen Bildungsbereich. Deshalb brauchen wir eine verbindliche und wirksame Festschreibung der Kinderrechte in allen gesetzlichen und programmatischen Vorgaben. Der bisherige Flickenteppich in diesem Bereich muss durch eine einheitliche Rahmengebung beendet werden. Demokratiebildung darf nicht erst dann beginnen, wenn Kinder und Jugendliche kurz vor der Teilnahme an ihren ersten Wahlen stehen. Demokratie muss im Alltag, vor allem auch in Form von aktiver Beteiligung für Kinder erlebbar sein, und zwar schon für die Kleinsten. Wir dürfen aber auch nicht alles, was die Schulen selbst nicht schaffen, auf den Hortbereich abwälzen. Hier gilt es eine vernünftige Balance vor allem durch kooperative Zusammenarbeit der beiden Bereiche zu finden, insbesondere vor dem Hintergrund des kürzlich beschlossenen Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter“, betonte Kai Hanke, stellvertretender Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
„Grundschulkinder bekommen es mit, wenn Demokratieversprechen nicht eingelöst werden, egal in welcher Einrichtung. Solange dem schulischen Hort- und Ganztagsbereich nur ein pädagogisches Nischendasein zugestanden wird, wird auch sein Potential für Demokratiebildung kaum erschlossen. Dabei sind für Grundschulkinder viele demokratierelevante Fragen unmittelbar von Bedeutung: Was macht mich aus und wie werde ich von anderen gesehen? Wie kommt Zugehörigkeit zustande, was kennzeichnet Ausschlüsse? Wer sind hier die Bestimmer/innen, wer hat Macht? Wie mit Unterschieden kompetent umgehen? Was ist Gerechtigkeit, was ist Diskriminierung? Wie sich dagegen wehren? Im Hort/Ganztag können Kinder hierzu wertvolle Lernerfahrungen machen, unter Gleichaltrigen und mit Erwachsenen. Um eine demokratische Kultur im Hort/Ganztag zu verankern, braucht es endlich fachpolitische Aufmerksamkeit und fachliche Unterstützung der pädagogischen Fachkräfte. Einen Beitrag hierzu leisten Modellprojekte im Bundesprogramm Demokratie leben! wie auch das Kompetenznetzwerk Demokratiebildung im Kindesalter“, sagte Petra Wagner, Leiterin der Fachstelle Kinderwelten im Institut für den Situationsansatz (ISTA).
Die Online-Fachtagung „Demokratiebildung in der Grundschule – Hort und Ganztag als unterschätzte Räume“ widmet sich verschiedenen Fragen: Wie kann Demokratiebildung in der Praxis konkret aussehen? Was braucht es dafür? Welche Schwierigkeiten gibt es? Wie kann man mit institutionellen Hürden umgehen? Welche Konzepte, Methoden und Materialien gibt es für die pädagogische Praxis? Wo finden Fachkräfte und Träger Information, Beratung, Fortbildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten? Wie ist es um das Thema Demokratiebildung in der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte bestellt? Im Rahmen der Veranstaltung werden aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse sowie Konzepte, Methoden und Erfahrungen aus der Praxis vorgestellt und vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und bildungspolitischer Entwicklungen gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert.
Umfangreiche Informationen zur Unterstützung der Demokratiebildung in Kita, Hort und Ganztag bietet die Website www.kompetenznetzwerk-deki.de . Auf dieser Seite präsentiert das Kompetenznetzwerk „Demokratiebildung im Kindesalter“ sich und seine Arbeit im Online-Bereich. Hier finden die Besucherinnen und Besucher umfangreiche Informationen, Material- und Veranstaltungsempfehlungen und weitere praxisbezogene Tipps rund um das Thema Demokratiebildung im frühkindlichen und Primarbildungsbereich. Verantwortlich für die Website sind das Deutsche Kinderhilfswerk und das Institut für den Situationsansatz (ISTA) als Träger des Kompetenznetzwerkes. Dieses wird unter dem offiziellen Fördertitel „Kompetenznetzwerk Frühkindliche Bildung und Bildung in der Primarstufe im Bundesprogramm “Demokratie leben!” durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
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Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.