Claudia Neumann

Abteilungsleiterin Kinder- und Jugendbeteiligung

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Weltspieltag 2023

Sieben Forderungen für mehr inklusive Spielräume

Spielen für alle? Das gilt in Deutschland leider nur bedingt. Denn nur jeder fünfte Spielplatz ist zumindest teilweise barrierefrei oder verfügt über inklusive Spielgeräte, die das Recht auf Spiel und Teilhabe auch für Kinder mit Behinderung umsetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Aktion Mensch zum diesjährigen Weltspieltag.

Fast 80 Prozent der Spielplätze in Deutschland weisen keine Merkmale auf, die ein gemeinsames Spielen von Kindern mit und ohne Behinderung erlauben. Besonders dramatisch äußert sich die Situation bei der Beschaffenheit der Böden. Statt barrierefreien Flächen aus stoßdämpfendem Gummi oder Korkmischungen gibt es fast überall nur Sand, Kies oder Hackschnitzel. Gerade einmal ein Prozent der Spielplätze verfügt über befahrbare Zuwege. Für Kinder mit einer Mobilitätseinschränkung oder Sehbehinderung scheitert das Spielen also schon bei dem Versuch, die Spielgeräte zu erreichen.

Deutliches Umsetzungsproblem bei der Gestaltung inklusiver Spielräume

Der Weltspieltag steht daher in diesem Jahr unter dem Motto "Schluss mit der Einfalt - Es lebe die Vielfalt!". Damit will das Deutsche Kinderhilfswerk gemeinsam mit seinen Partnern im "Bündnis Recht auf Spiel" und in Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch auf die besondere Wichtigkeit inklusiver Spielräume aufmerksam machen.

Fast 15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland existiert nämlich immer noch ein deutliches Umsetzungsproblem bei der Gestaltung inklusiver Spielräume. Von einem flächendeckenden Umdenken in Politik und durchgehender inklusiver Planung von Spielräumen ist Deutschland meilenweit entfernt.

Sieben Forderungen für mehr inklusives Spiel

Anlässlich des Weltspieltages 2023 fordert das Deutsche Kinderhilfswerk: 

  1. Ausbaupflicht: Kommunen sollten dazu verpflichtet werden, bei jedem Spielplatzneubau oder bei einer umfassenden Spielplatzsanierung mindestens eine inklusive Spielmöglichkeit zu schaffen, um damit allen Kindern eine gemeinschaftliche Nutzung des Spielraums zu ermöglichen.
  2. Zugänglichkeit: Zudem müssen Spielplätze künftig so gestaltet sein, dass sie für alle Kinder und deren Begleitpersonen problemlos zugänglich und erlebbar sind. Bei der Planung und Gestaltung sollten daher sowohl die Eingangsbereiche, die Wegeführung zu den einzelnen Spielstationen sowie die Umgebung der Spielplätze in den Blick genommen werden.
  3. Schulhöfe und Aktionsflächen: Auch bei der Planung und Gestaltung von Schulhöfen sowie Aktionsflächen für Jugendliche – wie Skateanlagen oder Streetballflächen – sollten die Aspekte des inklusiven Spielens stärker als bisher berücksichtigt werden.
  4. Selbstverpflichtung: Nach dem Vorbild der Stadt Nürnberg sollten sich Kommunen per Satzung zur Umsetzung umfassender Qualitätsstandards verpflichten und hierfür eigene Leitlinien verabschieden.
  5. Spielplatzprüfung: Neben jeder verpflichtenden jährlichen Hauptuntersuchung von Spielplätzen sollte auch eine Prüfung erfolgen, inwiefern der Platz bisher zum inklusiven Spiel geeignet ist.
  6. Qualitätsstandards: Die planende Fachwelt sollte sich auf gemeinsame Qualitätsstandards einigen, diese als allgemeingültigen Stand der Technik anerkennen und folglich konsequent anwenden. 
  7. Sichtbarkeit: Kommunen sollten bei der Darstellung ihrer Spielplätze für die Öffentlichkeit explizit darauf hinweisen, inwiefern diese auch zum inklusiven Spiel einladen. Nur so können Familien für sie geeignete und erreichbare Spielräume identifizieren und tatsächlich nutzen.

Inklusive Spielräume als Orte der Begegnung

Insbesondere für Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen sind klassische Spielplätze häufig nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzbar – hier bedarf es eines generellen Umdenkens in der Planung und deutlich mehr Bemühungen als bisher, sowohl bei Neubau als auch im Bestand. Um inklusives Spiel zu ermöglichen, sollten Spielräume so gestaltet sein, dass sie auf vielfältige Art und Weise von möglichst allen Kindern und ihren Begleitpersonen entsprechend ihrer Fähigkeiten und Bedürfnisse erreicht und gemeinsam genutzt werden können. Erst dadurch ist eine soziale Interaktion möglich – im gemeinsamen Erleben und Entdecken überwinden alle spielerisch Grenzen.

Denn als Orte der Begegnung haben inklusive Spielplätze eine Strahlkraft weit über die
Kinder hinaus – nicht nur sie und ihre Begleitpersonen profitieren von einem gleichberechtigten Miteinander, sondern letztlich die gesamte Gesellschaft. Dort wo inklusive Spielplätze bereits existieren, werden sie gut angenommen. Es gibt jedoch noch viel zu wenige davon. 
 

Informationen zu inklusivem Spiel 

Mehr Informationen zum Thema Spiel und Inklusion finden Sie auf unserer Webseite "Recht auf Spiel" in unserem Themenbereich. Dort gibt es unter anderem Beiträge zu Inklusiver Pädagogik, barrierefreie Spielplätzen, Spielmaterialien für eine diskriminierungssensible Praxis oder zur digitalen Inklusion von Kindern mit Behinderung 

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