Kindergipfel in Berlin
„An der Meinung der Kinder
kommt die Politik nicht vorbei“

Das Deutsche Kinderhilfswerk veranstaltet im April einen großen Kindergipfel in Berlin, bei dem Kinder aus ganz Deutschland zusammenkommen, über Themen, die sie bewegen, diskutieren und Forderungen an Politiker*innen stellen. Wie das Format funktioniert, verrät Projektleiterin Anne Mundorf im Interview.
Was genau ist der Kindergipfel?
Der Kindergipfel läuft in zwei Phasen ab. Die erste, die digitale Phase, ist gerade abgeschlossen. Dabei haben die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen in einem Workshop viel über ihre Kinderrechte erfahren. Diese Rechte haben sie dann auf ihre Umwelt und ihren Alltag bezogen und dazu Forderungen erarbeitet: zum Beispiel zu Umwelt, Digitalisierung, Gesundheit oder Bildung. Im April werden sie diese Forderungen bei einer mehrtägigen Veranstaltung in Berlin dann direkt an Politiker*innen stellen – und mit ihnen vor allem über Lösungsvorschläge sprechen.
Wie sehen die Forderungen aus?
Die Kinder und Jugendlichen haben ihre Forderungen in einer Aktion oder einem kreativen Format erarbeitet, das sie selbst wählen konnten. Sie haben zum Beispiel einen Imagefilm gedreht, Plakate gestaltet oder eine Podiumsdiskussion in ihrer Schule organisiert. Ihre Forderungen haben sie dann auf unserer Online-Plattform hochgeladen und sich damit für den Kindergipfel in Berlin beworben, der vom 1. bis 4. April im Freizeitzentrum FEZ Berlin und im SOS-Kinderdorf Berlin stattfinden wird.

Wer kann am Kindergipfel teilnehmen?
Das Format richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren. Rund 800 Teilnehmende aus ganz Deutschland haben an der digitalen Phase teilgenommen. Ein Großteil hat dann eine Forderung auf unserer Online-Plattform eingereicht und sich damit für den Kindergipfel im April in Berlin beworben. Man musste aber nicht unbedingt erst den Workshop durchlaufen, um sich zu bewerben. Einige Kinder kennen die Kinderrechte schon sehr gut, weil sie sich zum Beispiel in einem Kinder- und Jugendparlament engagieren. Sie konnten direkt Forderungen hochladen.
Mit welchen Themen beschäftigen sich die Teilnehmenden?
An den Plakaten und Videos sieht man sehr deutlich, wie motiviert die Kinder sind. Sie wollen, dass ihre Meinung gehört wird! Viele Forderungen drehen sich um das Thema Freizeit oder den Umweltschutz. Was mich überrascht hat, war, dass auch das Thema Gesundheit für die Kinder einen sehr hohen Stellenwert hat, vor allem mentale Gesundheit. Sie wollen darauf aufmerksam machen, dass es psychische Krankheiten gibt, unter denen auch Kinder und Jugendliche leiden. In ihren Forderungen zeigen sie, wie wichtig es ist, Menschen zu helfen, die einsam oder traurig sind. Dass sich Kinder schon in einem so jungen Alter damit auseinandersetzen, finde ich sehr beeindruckend.
Wie geht es nach der digitalen Phase jetzt weiter?
Unter allen Teilnehmenden, die online eine Forderung eingereicht haben, hat eine Jury, in der auch Mitglieder unseres Kinder- und Jugendbeirats sitzen, 100 Kinder und Jugendliche ausgewählt, die im April nach Berlin fahren. Dort arbeiten sie dann in gemischten Gruppen an ihren Forderungen weiter. So können sich die Teilnehmenden auch untereinander vernetzen.


So läuft der Kindergipfel ab
Beim Kindergipfel des Deutschen Kinderhilfswerkes kommen vom 1. bis 4. April 100 Kinder aus ganz Deutschland in Berlin zusammen, um über Themen, die sie bewegen zu diskutieren und ihre Lösungsvorschläge an Politiker*innen zu übergeben. Die Veranstaltung findet im Kinder-, Jugend- und Familienzentrum FEZ sowie im SOS Kinderdorf Berlin statt.
Mehr Informationen zum Kindergipfel gibt es auf dieser Seite.
Was ist das Ziel des Kindergipfels?
Dass die Politik Kinder und Jugendliche mehr beteiligt. Vor allem bei Themen, die die junge Generation betreffen, wie Umwelt, Gesundheit und Bildung, müssen Kinder und Jugendliche gehört werden. Leider erleben wir noch viel zu oft, dass Politiker*innen ihre Interessen nicht berücksichtigen. Beim Kindergipfel können sich Kinder deshalb nicht nur eine Meinung zu verschiedenen Themen bilden, sondern ihre Forderungen direkt an die Politik herantragen.
Wie kann der Gipfel das erreichen: dass Politiker*innen Kinderinteressen auch wirklich stärker berücksichtigen?
Beim Kindergipfel werden die Teilnehmenden ihre Forderungen in kleinen Runden mit Politiker*innen besprechen. Der Gipfel endet aber nicht mit der Veranstaltung im April. Der Kontakt zu den Politiker*innen soll danach nicht abreißen, sondern die Kinder und Jugendlichen werden mit ihnen an den Forderungen und Lösungsvorschlägen weiterarbeiten. Außerdem sollen die Forderungen der Teilnehmenden nach dem Gipfel sichtbar bleiben: mit Filmen, Podcasts, kleinen Demonstrationen. Wir wollen zeigen, dass Politiker*innen an der Meinung der Kinder nicht vorbeikommen.